Fünfter Sonntag der Osterzeit
Wäre das Christentum nur eine Summe von Geboten und Lebensregeln, es wäre leichter zu begreifen, aber auch leichter zu ersetzen oder zu erledigen. Aber Christus sagt: Ich bin. Er ist der Fels, das Fundament. Er ist auch der Weg, und er ist das Leben. Wer ihm folgt, geht sicher; er ist in der Wahrheit und Treue Gottes geborgen.
EröffnungsversPs 98 (97), 1–2
Singt dem Herrn ein neues Lied,
denn er hat wunderbare Taten vollbracht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
Halleluja.
Ehre sei Gott, S. 375
Tagesgebet
Gott, unser Vater,
und als deine geliebten Kinder angenommen.
Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben,
und schenke ihnen die wahre Freiheit
und das ewige Erbe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung In der Gemeinde von Jerusalem gab es neben den „Hebräern“ (aramäischsprechenden Judenchristen) auch „Hellenisten“ (griechischsprechende Judenchristen). Unter diesen gab es eine Anzahl Witwen, die sich aus Frömmigkeit in Jerusalem niedergelassen hatten und teilweise in Armut lebten. Für sie wurden als Vertrauensmänner der Gemeinde die Diakone aufgestellt; sie hatten keine besondere liturgische Funktion wie später in der Kirche, ihre Aufgabe war es vielmehr für die Witwen und überhaupt die Armen zu sorgen.
Erste LesungApg 6, 1–7
Sie wählten sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit
Lesung
aus der Apostelgeschichte.
1In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm,
begehrten die Hellenísten gegen die Hebräer auf,
weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden.
2Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen
und erklärten:
Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen
und uns dem Dienst an den Tischen widmen.
3Brüder, wählt aus eurer Mitte
sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit;
ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen.
4Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.
5Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde
und sie wählten Stéphanus,
einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist,
ferner Philíppus und Próchorus,
Nikánor und Timon,
Parménas
und Nikolaus, einen Proselýten aus Antióchia.
6Sie ließen sie vor die Apostel hintreten
und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf.
7Und das Wort Gottes breitete sich aus
und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer;
auch eine große Anzahl von den Priestern
nahm gehorsam den Glauben an.
AntwortpsalmPs 33 (32), 1–2.4–5.18–19 (Kv: 22)
Kv Lass deine Huld über uns walten, o Herr! – KvGL 56, 1
Oder:
1Jubelt im Herrn, ihr Gerechten, *
den Redlichen ziemt der Lobgesang.
2Preist den Herrn auf der Leier, *
auf der zehnsaitigen Harfe spielt ihm! – (Kv)
4Das Wort des Herrn ist redlich, *
all sein Tun ist verlässlich.
5Er liebt Gerechtigkeit und Recht, *
erfüllt von der Huld des Herrn ist die Erde. – (Kv)
18Siehe, das Auge des Herrn ruht auf denen, die ihn fürchten, *
die seine Huld erwarten,
19dass er ihre Seele dem Tod entreiße *
und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte. – Kv
Zur 2. Lesung Christus ist der lebendige Eckstein des neuen Tempels, der Kirche Gottes. Er wurde „weggeworfen“, getötet, aber er wurde auferweckt. Wer an ihn glaubt, wird wie er von Gott geehrt; er hat teil am Licht und Leben Gottes. Durch Christus sind wir Gott nahe und können ihm als eine heilige Priesterschaft das Opfer des Lobes und des Dankes darbringen.
Zweite Lesung1 Petr 2, 4–9
Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Petrus.
Schwestern und Brüder!
4Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein,
der von den Menschen verworfen,
aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist!
5Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen,
zu einer heiligen Priesterschaft,
um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen,
die Gott gefallen!
6Denn es heißt in der Schrift:
Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein,
einen Eckstein, den ich in Ehren halte;
wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde.
7Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre.
Für jene aber, die nicht glauben,
ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben,
zum Eckstein geworden,
8zum Stein, an den man anstößt,
und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt.
Sie stoßen sich an ihm,
weil sie dem Wort nicht gehorchen;
doch dazu sind sie bestimmt.
9Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht,
eine königliche Priesterschaft,
ein heiliger Stamm,
ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde,
damit ihr die großen Taten dessen verkündet,
der euch aus der Finsternis
in sein wunderbares Licht gerufen hat.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Joh 14, 6
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Jünger haben Mühe, den Weggang Jesu zu begreifen. Jesus tröstet sie: Ich komme wieder, ich hole euch heim zu mir. Auch das ist schwer zu verstehen. Thomas fragt nach dem Weg; Philippus bittet: Zeig uns den Vater. Jesus selbst ist der Weg, der Zugang zu Gott („die Tür“: Joh 10, 9). Und er ist das Bild des Vaters; Gottes eigene Art, sein Wesen und seine Hinwendung zu den Menschen sind in Jesus sichtbar geworden.
EvangeliumJoh 14, 1–12
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1Euer Herz lasse sich nicht verwirren.
Glaubt an Gott
und glaubt an mich!
2Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Wenn es nicht so wäre,
hätte ich euch dann gesagt:
Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
3Wenn ich gegangen bin
und einen Platz für euch vorbereitet habe,
komme ich wieder
und werde euch zu mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
4Und wohin ich gehe –
den Weg dorthin kennt ihr.
5Thomas sagte zu ihm:
Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst.
Wie können wir dann den Weg kennen?
6Jesus sagte zu ihm:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater
außer durch mich.
7Wenn ihr mich erkannt habt,
werdet ihr auch meinen Vater erkennen.
Schon jetzt kennt ihr ihn
und habt ihn gesehen.
8Philíppus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater;
das genügt uns.
9Jesus sagte zu ihm:
Schon so lange bin ich bei euch
und du hast mich nicht erkannt, Philíppus?
Wer mich gesehen hat,
hat den Vater gesehen.
Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?
10Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin
und dass der Vater in mir ist?
Die Worte, die ich zu euch sage,
habe ich nicht aus mir selbst.
Der Vater, der in mir bleibt,
vollbringt seine Werke.
11Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin
und dass der Vater in mir ist;
wenn nicht,
dann glaubt aufgrund eben dieser Werke!
12Amen, amen, ich sage euch:
Wer an mich glaubt,
wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen
und er wird noch größere als diese vollbringen,
denn ich gehe zum Vater.
Glaubensbekenntnis, S. 378 ff.
Fürbitten vgl. S. 807 ff.
Zur Eucharistiefeier Gottesdienst ist weit mehr als „Erbauung“. Es ist der Ort, an dem Begegnung geschieht, Begegnung nicht mit irgendwas oder irgendwem, sondern mit dem, der „Weg, Wahrheit und Leben“ ist. Was könnte es Größeres geben?
Gabengebet
Erhabener Gott,
gewährst du uns Anteil an deiner göttlichen Natur.
Gib, dass wir dich nicht nur
als den einen wahren Gott erkennen,
sondern unser ganzes Leben nach dir ausrichten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Osterpräfation, S. 427 f.
KommunionversJoh 15, 1.5
So spricht der Herr:
Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Rebzweige.
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe,
der bringt reiche Frucht. Halleluja.
Schlussgebet
Barmherziger Gott, höre unser Gebet.
das Brot des Himmels gegeben,
damit wir an Leib und Seele gesunden.
Gib, dass wir
die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und als neue Menschen leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Was ist eigentlich „Leben“? Und was bedeutet das eigentlich: „Ewigkeit“? Es gibt Augenblicke, in denen wir plötzlich spüren: Ja, das wäre es eigentlich – das wahre „Leben“ – so müsste es sein. Daneben ist das, was wir alltäglich „Leben“ nennen, gar nicht wirklich Leben…
Wir möchten irgendwie das Leben selbst, das eigentliche, das dann auch nicht vom Tod berührt wird; aber zugleich kennen wir das nicht, wonach es uns drängt. Wir können nicht aufhören, uns danach auszustrecken, und wissen doch, dass alles das, was wir erfahren oder realisieren können, dies nicht ist, wonach wir verlangen. … Das Wort „ewiges Leben“ versucht, diesem unbekannt Bekannten einen Namen zu geben. (Benedikt XVI., Spe salvi)