Zweiter Sonntag der Osterzeit – Weisser Sonntag
Der gefährlichste Feind des Glaubens und der Liebe ist der Zweifel: die bohrende Frage, ob nicht alles nur Betrug und Selbsttäuschung war. Gründe und Beweise helfen nicht weiter, sie werden ja ebenfalls in den Zweifel hineingezogen. Helfen kann nur eine alles verändernde Erfahrung: die Offenbarung der Wahrheit selbst oder die spontane Mitteilung der Liebe. Dem „ungläubigen“ Thomas hat Jesus seine Wunden gezeigt, um den Zweifel zu heilen.
Eröffnungsvers1 Petr 2, 2
Wie neugeborene Kinder
verlangt nach der unverfälschten Milch des Wortes,
damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt.
Halleluja.
Oder: Esra 2, 36–37
Freut euch und dankt Gott, der euch zu sich gerufen hat.
Ihr seid Kinder Gottes und Erben seiner Herrlichkeit. Halleluja.
Ehre sei Gott, S. 371 f.
Tagesgebet
Barmherziger Gott,
durch die jährliche Osterfeier
erneuerst du den Glauben deines Volkes.
Lass uns immer tiefer erkennen,
wie heilig das Bad der Taufe ist,
das uns gereinigt hat,
wie mächtig dein Geist,
aus dem wir wiedergeboren sind,
und wie kostbar das Blut, durch das wir erkauft sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Erste LesungApg 4, 32–35
Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele
Lesung
aus der Apostelgeschichte.
32Die Menge derer, die gläubig geworden waren,
war
Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum,
sondern sie hatten alles gemeinsam.
33Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab
von der Auferstehung Jesu, des Herrn,
und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen.
34Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt.
Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen,
verkauften ihren Besitz,
brachten den Erlös
35 und legten ihn den Aposteln zu Füßen.
Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.
AntwortpsalmPs 118 (117), 2 u. 4.16–17.18 u. 22.23–24 (Kv: 1)
Kv Danket dem Herrn, denn er ist gut,GL 444
denn seine Huld währt ewig. – Kv
Oder:
Kv Halleluja. – Kv
2So soll Israel sagen: *
Denn seine Huld währt ewig.
4So sollen sagen, die den Herrn fürchten: *
Denn seine Huld währt ewig. – (Kv)
16Die Rechte des Herrn, sie erhöht, *
die Rechte des Herrn, Taten der Macht vollbringt sie.
17Ich werde nicht sterben, sondern leben, *
um die Taten des Herrn zu verkünden. – (Kv)
18Der Herr hat mich gezüchtigt, ja, gezüchtigt, *
doch mich dem Tod nicht übergeben.
22Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, *
er ist zum Eckstein geworden. – (Kv)
23Vom Herrn her ist dies gewirkt, *
ein Wunder in unseren Augen.
24Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; *
wir wollen jubeln und uns über ihn freuen. – Kv
Zweite Lesung1 Joh 5, 1–6
Alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt
Lesung
aus dem ersten Johannesbrief.
Schwestern und Brüder!
1Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist,
ist aus Gott gezeugt
und jeder, der den Vater liebt,
liebt auch den, der aus ihm gezeugt ist.
2Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben:
wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen.
3Denn darin besteht die Liebe zu Gott,
dass wir seine Gebote halten;
und seine Gebote sind nicht schwer.
4Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt.
Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat:
unser Glaube.
5Wer sonst besiegt die Welt,
außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?
6Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist:
Jesus Christus.
Er ist nicht nur im Wasser gekommen,
sondern im Wasser und im Blut.
Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt;
denn der Geist ist die Wahrheit.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Joh 20, 29
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Halleluja.
EvangeliumJoh 20, 19–31
Acht Tage darauf kam Jesus bei verschlossenen Türen und trat in ihre Mitte
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
19Am Abend des ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten.
24Thomas, der Dídymus – Zwilling – genannt wurde,
einer der Zwölf,
war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25Die anderen Jünger sagten zu ihm:
Wir haben den Herrn gesehen.
Er entgegnete ihnen:
Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe
und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel
und meine Hand nicht in seine Seite lege,
glaube ich nicht.
26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt
und Thomas war dabei.
Da kam Jesus bei verschlossenen Türen,
trat in ihre Mitte
und sagte: Friede sei mit euch!
27Dann sagte er zu Thomas:
Streck deinen Finger hierher aus
und sieh meine Hände!
Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite
und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28Thomas antwortete und sagte zu ihm:
Mein Herr und mein Gott!
29Jesus sagte zu ihm:
Weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30Noch viele andere Zeichen
hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan,
die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind.
31Diese aber sind aufgeschrieben,
damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist,
der Sohn Gottes,
und damit ihr durch den Glauben
Leben habt in seinem Namen.
Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.
Fürbitten vgl. S. 802 ff.
Gabengebet
Gott,
du hast deinem Volk
durch das Bekenntnis des Glaubens
und den Empfang der Taufe neues Leben geschenkt.
Nimm die Gaben (der Neugetauften und aller)
deiner Gläubigen gnädig an
und lass uns in dir Seligkeit und ewiges Leben finden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Osterpräfation I, S. 423
In den Hochgebeten I–III eigener Einschub
KommunionversJoh 20, 29
Selig, die nicht sehen und doch glauben. Halleluja.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
im heiligen Sakrament haben wir
den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen.
Lass diese österliche Gabe in uns weiterwirken
und fruchtbar sein.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Manche Christen sind zutiefst verstört, wenn behauptet wird, ihr Glaube beruhe auf einer Illusion. Zweifel können sie beschleichen, doch sie brauchen uns nicht zu beunruhigen. Eine innere Freiheit wird den Weg vom Zweifel zum Vertrauen öffnen. Das Evangelium sagt jedem Menschen unablässig: „Suche, ja suche, und du wirst finden!“ (Frère Roger, Taizé)