Pfingstmontag
Der Ort, wo der Geist Gottes spricht und handelt, ist vor allem die Kirche, konkret: die hier und jetzt versammelte Gemeinde. Er schafft in der Gemeinde die Einheit, er hilft uns zu einem glaubwürdigen christlichen Leben. Eine Gemeinde kann sich, ebenso wie der einzelne Mensch, dem Wirken des Geistes öffnen oder sich ihm in starrer Unbeweglichkeit verschließen. „Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes.“
EröffnungsversOffb 1, 5–6
Christus liebt uns
und hat uns durch sein Blut befreit von unseren Sünden;
er hat uns die Würde von Königen gegeben
und uns zu Priestern gemacht
für den Dienst vor seinem Gott und Vater. Halleluja.
Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet
Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus,
im Neuen Bund
berufst du aus allen Völkern dein Volk
und führst es zusammen im Heiligen Geist.
Gib, dass deine Kirche ihrer Sendung treu bleibt,
dass sie ein Sauerteig ist für die Menschheit,
die du in Christus erneuern
und zu deiner Familie umgestalten willst.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Zur 1. Lesung Paulus hatte versprochen, nach Ephesus zurückzukommen. Dort gab es, in enger Verbindung mit der jüdischen Gemeinde, einige Christen und auch Anhänger Johannes’ des Täufers. Diese werden in 19, 2 „Jünger“ genannt, was sonst immer „Jünger Jesu“ bedeutet. Die Situation bleibt für uns unklar. Nach einem entsprechenden „Nachhilfeunterricht“ werden die Jünger getauft, anscheinend aber nicht von Paulus; von ihm wird ausdrücklich nur gesagt, er habe ihnen die Hände aufgelegt. Und wie wurde die Taufe gespendet? „Auf den Namen Jesu, des Herrn“, das könnte die Spendeformel sein (vgl. Apg 2, 38); aber vielleicht ist es nur die Benennung der christlichen Taufe, um sie von anderen Taufen zu unterscheiden. Es gibt in der Frühgeschichte des Christentums viele Einzelfragen, auf die wir keine eindeutige Antwort bekommen.
1Erste LesungApg 19, 1b–6a
Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?
Lesung
aus der Apostelgeschichte.
1bPaulus kam nach Éphesus hinab.
2Er stieß dort auf einige Jünger
und fragte sie:
Habt ihr den Heiligen Geist empfangen,
als ihr gläubig wurdet?
Sie antworteten ihm:
Wir haben noch nicht einmal gehört,
dass es einen Heiligen Geist gibt.
3Da fragte er:
Auf welche Taufe seid ihr denn getauft worden?
Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes.
4Paulus sagte:
Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft
und das Volk gelehrt,
sie sollten an den glauben, der nach ihm komme:
an Jesus.
5Als sie das hörten,
ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen.
6aPaulus legte ihnen die Hände auf
und der Heilige Geist kam auf sie herab.
Oder:
2Erste Lesung Joël 3, 1–5
Ich werde meinen Geist ausgießen über meine Knechte und Mägde
siehe S. 313
AntwortpsalmPs 145 (144), 2–3.4–5.8–9.10–11.15–16 (Kv: vgl. 2b)
Kv Herr, deinen Namen will ich loben auf immer und ewig. – Kv
Oder: Kv Halleluja. – KvGL 616,3
2Jeden Tag will ich dich preisen *
und deinen Namen loben auf immer und ewig.
3Groß ist der Herr und hoch zu loben, *
unerforschlich ist seine Größe. – (Kv)
4Geschlecht um Geschlecht rühme deine Werke, *
deine machtvollen Taten sollen sie künden.
5Den herrlichen Glanz deiner Hoheit *
und deine Wundertaten will ich besingen. – (Kv)
8Der Herr ist gnädig und barmherzig, *
langmütig und reich an Huld.
9Der Herr ist gut zu allen, *
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken. – (Kv)
10Danken sollen dir, Herr, all deine Werke, *
deine Frommen sollen dich preisen.
11Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, *
von deiner Macht sollen sie sprechen. – (Kv)
15Aller Augen warten auf dich *
und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
16Du tust deine Hand auf *
und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen. – Kv
Zur 2. Lesung Jesus hat Gott seinen Vater genannt. Anders als alle Geschöpfe ist er Gottes Sohn. Der Geist, der vom Vater ausgeht, erfüllt, führt und verherrlicht ihn. Denselben Geist empfängt in der Taufe der Glaubende, er wird in den Lebensstrom zwischen Vater und Sohn einbezogen. Als Kinder sind wir auch „Erben Gottes“. Dem Menschen ist Gottes Schöpfung anvertraut; durch den Menschen soll die ganze Schöpfung am ewigen Leben Gottes teilhaben.
Zweite LesungRöm 8, 14–17
Ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
14Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen,
sind Kinder Gottes.
15Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen,
sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet,
sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen,
in dem wir rufen: Abba, Vater!
16Der Geist selber bezeugt unserem Geist,
dass wir Kinder Gottes sind.
17Sind wir aber Kinder, dann auch Erben;
Erben Gottes
und Miterben Christi,
wenn wir mit ihm leiden,
um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Sequenz, S. 325 f.
Ruf vor dem Evangelium
Zum Vers Komm, Heiliger Geist ... knien alle.
Halleluja. Halleluja.
Komm, Heiliger Geist,
erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!
Halleluja.
Zum Evangelium In Gott selbst ist der Geist die einigende und treibende Kraft. Der Geist, d. h. die Liebe allein kann Gott dazu bewegen, seinen Sohn in die Welt zu senden: in eine Welt, die nicht die Liebe, sondern den Zorn Gottes verdient (soweit man darüber in menschlicher Denk- und Schreibweise überhaupt etwas aussagen kann). „Welt“ ist ein Wort, das im Evangelium Verschiedenes bezeichnen kann: es kann die ganze von Gott geschaffene und geliebte Welt meinen (Joh 17, 5.24) oder die Welt der Menschen, die bewohnte Erde (17, 25; 16, 21); häufig ist es die „Welt“, die sich von Gott abgewandt hat, also die gottferne und verlorene Menschheit, die sich dem Licht verschließt und auch die Jünger Jesu hasst, weil er sie aus der Welt herausgenommen hat (17, 14). Dass Gott diese Welt retten will und dafür das Höchste einsetzt, was er einsetzen kann, ist das Wunder seiner Liebe.
EvangeliumJoh 3, 16–21
Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit die Welt durch ihn gerettet wird
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18Wer an ihn glaubt,
wird nicht gerichtet;
wer nicht glaubt, ist schon gerichtet,
weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes
geglaubt hat.
19Denn darin besteht das Gericht:
Das Licht kam in die Welt,
doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht;
denn ihre Taten waren böse.
20Jeder, der Böses tut,
hasst das Licht
und kommt nicht zum Licht,
damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
21Wer aber die Wahrheit tut,
kommt zum Licht,
damit offenbar wird,
dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Fürbitten vgl. S. 811 f.
Zur Eucharistiefeier Gott, wo dein Geist ist, da ist Freiheit. Du machst mich frei von meinen Zwängen und Ängsten, von meinen Illusionen und von meiner Lebensflucht. Ich darf staunen wie ein Kind und dich meinen Vater nennen. Danke, dass ich dein Kind sein darf.
Gabengebet
Gott, unser Vater,
nimm unsere Gaben an,
in denen das Opfer deines Sohnes
gegenwärtig wird.
Aus seiner Seitenwunde
ist die Kirche hervorgegangen
als Werk des Heiligen Geistes.
Lass sie ihren Ursprung nie vergessen,
sondern daraus in dieser Feier
Heil und Leben schöpfen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Sonntagspräfation VIII, S. 423
KommunionversJoh 16, 13
Wenn der Geist der Wahrheit kommt,
wird er euch in die volle Wahrheit einführen. Halleluja.
Schlussgebet
Herr, du hast uns gestärkt
durch das Sakrament deines Sohnes.
Mache das Werk deiner Kirche fruchtbar
und enthülle durch sie den Armen
das Geheimnis unserer Erlösung;
denn die Armen hast du vor allen dazu berufen,
Anteil zu haben an deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Oder:
Gütiger Gott,
bewahre dem Volk der Erlösten
deine Liebe und Treue.
Das Leiden deines Sohnes hat uns gerettet,
sein Geist, der von dir ausgeht,
führe uns den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Die Visionen aber, die ich schaute, habe ich weder in Träumen noch schlafend noch in Geistesverwirrung noch mit den leiblichen Ohren des äußeren Menschen noch an verborgenen Orten wahrgenommen, sondern ich empfing sie wachend und umsichtig bei klarem Verstand mit den Augen und Ohren des inneren Menschen an zugänglichen Orten nach dem Willen Gottes. Auf welche Weise das geschieht, ist für einen Menschen im Fleisch schwer zu verstehen.
(Hildegard von Bingen)