Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Wo die Botschaft Jesu gehört wird, gibt es Spannungen und Gegensätze. Der Mensch muss sich in seinem konkreten Leben immer wieder entscheiden. Er sieht dabei, wie vorläufig und ungenügend alles Bestehende ist. Er weiß aber auch, dass sein Weg nicht die Flucht sein kann, nicht die Verneinung, sondern kritische Auseinandersetzung und verantwortliche Mitarbeit.
EröffnungsversPs 17 (16), 6.8
Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich.
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!
Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,
birg mich im Schatten deiner Flügel.
Ehre sei Gott, S. 375 f.
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter.
Mach unseren Willen bereit,
deinen Weisungen zu folgen,
und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Im großen Spiel der Weltgeschichte ist der Perserkönig Kyrus eine Figur in der Hand Gottes. Gott gibt ihm Ehre und Macht. Im Jahr 538 v. Chr. erobert Kyrus Babel, und für Israel hat das babylonische Exil ein Ende. In scheinbar profanen Geschichtsabläufen zeigt sich Gottes Hilfe für sein Volk.
Erste LesungJes 45, 1.4–6
Ich habe Kyrus bei der Hand gefasst, um ihm Nationen zu unterwerfen
Lesung
aus dem Buch Jesája.
1So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus:
Ich habe ihn an seiner rechten Hand gefasst,
um ihm Nationen zu unterwerfen;
Könige entwaffne ich,
um ihm Türen zu öffnen
und kein Tor verschlossen zu halten:
4Um meines Knechtes Jakob willen,
um Israels, meines Erwählten, willen
habe ich dich bei deinem Namen gerufen;
ich habe dir einen Ehrennamen gegeben,
ohne dass du mich kanntest.
5Ich bin der Herr und sonst niemand;
außer mir gibt es keinen Gott.
Ich habe dir den Gürtel angelegt,
ohne dass du mich kanntest,
6damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang
erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt.
Ich bin der Herr
und sonst niemand.
AntwortpsalmPs 96 (95), 1 u. 3.4–5.7–8.9 u. 10abd (Kv: 7b)
Kv Bringt dar dem Herrn Ehre und Macht! – KvGL 54, 1
1Singet dem Herrn ein neues Lied, *
singt dem Herrn, alle Lande!
3Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, *
bei allen Völkern von seinen Wundern! – (Kv)
4Denn groß ist der Herr und hoch zu loben, *
mehr zu fürchten als alle Götter.
5Denn alle Götter der Völker sind Nichtse, *
aber der Herr ist es, der den Himmel gemacht hat. – (Kv)
7Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, *
bringt dar dem Herrn Ehre und Macht,
8bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens! *
Bringt Gaben und tretet ein in die Höfe seines Heiligtums! – (Kv)
9Werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck! *
Erbebt vor ihm, alle Lande!
10abdVerkündet bei den Nationen: Der Herr ist König! *
Er richtet die Völker so, wie es recht ist. – Kv
Zur 2. Lesung Der erste Thessalonicherbrief ist die älteste Schrift des Neuen Testaments; Paulus schrieb ihn nur 20 Jahre nach dem Tod Jesu. Um das Jahr 50 hat Paulus diese Gemeinde gegründet (Apg 17, 1–9). Nach kurzer Tätigkeit musste er aus Thessalonich wieder abreisen, aber er bleibt mit den Christen dort in Verbindung. Mit Freude und Dank hört er vom inneren Erstarken der Gemeinde. Tätiger Glaube, opferbereite Liebe und die große Hoffnung auf das Kommen des Herrn: diese drei sind die Zeichen dafür, dass der Geist Gottes am Werk ist.
Zweite Lesung1 Thess 1, 1–5b
Wir erinnern uns vor Gott an euren Glauben, eure Liebe und eure Hoffnung
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalónich.
1Paulus, Silvánus und Timótheus
an die Kirche der Thessalónicher,
die in Gott, dem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn, ist:
Gnade sei mit euch und Friede!
2Wir danken Gott für euch alle,
sooft wir in unseren Gebeten an euch denken;
3unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater,
an das Werk eures Glaubens,
an die Mühe eurer Liebe
und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung
auf Jesus Christus, unseren Herrn.
4Wir wissen, von Gott geliebte Brüder und Schwestern,
dass ihr erwählt seid.
5abDenn unser Evangelium kam zu euch
nicht im Wort allein,
sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist
und mit voller Gewissheit.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Phil 2, 15d.16a
Halleluja. Halleluja.
Haltet fest am Worte Christi;
dann leuchtet ihr als Lichter in der Welt.
Halleluja.
Zum Evangelium Wer Jesus fragt, riskiert, dass ihm mehr gesagt wird, als er wissen wollte. Hat der römische Kaiser das Recht, auch in Israel, in Gottes eigenem Land, die Kopfsteuer zu erheben? Jesus antwortet auf diese Frage, wie er es öfter tut, mit einer Aufforderung: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Das sind nur scheinbar zwei Forderungen; denn das ganze Gewicht liegt auf der zweiten. Nicht der Kaiser ist wichtig und nicht die Steuer, sondern der Anspruch Gottes.
EvangeliumMt 22, 15–21
Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
15 kamen die Pharisäer zusammen
und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.
16Sie veranlassten ihre Jünger,
zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen
und zu sagen: Meister,
wir wissen, dass du die Wahrheit sagst
und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst
und auf niemanden Rücksicht nimmst,
denn du siehst nicht auf die Person.
17Sag uns also:
Was meinst du?
Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen,
oder nicht?
18Jesus aber erkannte ihre böse Absicht
und sagte: Ihr Heuchler,
warum versucht ihr mich?
19Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt!
Da hielten sie ihm einen Denár hin.
20Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
21Sie antworteten ihm: Des Kaisers.
Darauf sagte er zu ihnen:
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!
Glaubensbekenntnis, S. 378 ff.
Fürbitten vgl. S. 810 ff.
Zur Eucharistiefeier Was hat in meinem Leben oberste Priorität? Haben die Dinge, die ich habe und tue, den ihnen angemessenen Stellenwert? – „Gott geben, was Gott gehört“: Das kann nur heißen, ihn an die erste Stelle zu setzen. Dann sind wir frei und in der Lage, allem anderen den angemessenen Wert zu geben.
Gabengebet
Hilf uns, Herr, dass wir den Dienst am Altar
mit freiem Herzen vollziehen.
Befreie uns durch diese Feier von aller Schuld,
damit wir rein werden und dir gefallen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 431 ff.
KommunionversPs 33 (32), 18–19
Das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren,
die nach seiner Güte ausschauen.
Denn er will sie dem Tod entreißen
und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.
Oder:Mk 10, 45
Der Menschensohn ist gekommen,
um sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott, gib, dass die heiligen Geheimnisse,
die wir gefeiert haben, in uns Frucht bringen.
Schenke uns Tag für Tag,
was wir zum Leben brauchen,
und führe uns zur ewigen Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Die Münze trägt sein Bild. Dadurch gehört sie ihm. Wem gehören wir? Doch wohl kaum dem Staat. Zwar sind wir auch geprägt, gleichsam als eine lebendige Münze. Wir tragen das Bild Gottes. Wir sind Geschöpfe Gottes, geschaffen nach seinem Bilde. Diese Prägung besiegelt unsere Verpflichtung Gott gegenüber. Das Siegel fordert uns mehr als das Siegel des Kaisers. Alle Menschen tragen das Bild Gottes in sich, alle gehören ihm. Und deswegen sind wir alle Gott verpflichtet: „Gebt Gott, was Gottes ist.“
Was wir Gott zu geben haben, … sind wir selber, wir ganz, mit Leib und Seele. Wir gehören keiner Macht dieser Welt, sondern Gott allein. (Franz Kamphaus)