Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Die Christenheit, das neue Volk aus Juden und Heiden, ist es besser als das alte Israel? Es ist nicht besser und es steht unter dem gleichen Gericht. Wo ist dann der Unterschied? Es wäre keiner, wäre nicht Christus gekommen, der Sohn, der getötet wurde und doch der Lebende ist.
EröffnungsversEst 13, 9.10–11 (Vulgata)
Deiner Macht ist das All unterworfen, Herr,
und niemand kann sich dir widersetzen;
denn du hast Himmel und Erde gemacht
und alles, was wir unter dem Himmel bestaunen.
Du bist der Herr über alles.
Ehre sei Gott, S. 375 f.
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr,
als wir verdienen,
und Größeres, als wir erbitten.
Nimm weg, was unser Gewissen belastet,
und schenke uns jenen Frieden,
den nur deine Barmherzigkeit geben kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Wie eine Fabel oder ein Liebeslied beginnt die Rede des Propheten. Erst am Schluss wird den Zuhörern klar, um was es geht: um die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel. Gott hat diesem Volk viel Sorge und Liebe zugewandt, aber Israel hat das alles missachtet. Soziale Missstände im Volk Gottes entehren Gott selbst. Auch für das Volk des Neuen Bundes ist die Rede des Propheten eine Warnung.
Erste LesungJes 5, 1–7
Der Weinberg des HERRN der Heerscharen ist das Haus Israel
Lesung
aus dem Buch Jesája.
1Ich will singen von meinem Freund,
das Lied meines Liebsten von seinem Weinberg.
Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.
2Er grub ihn um und entfernte die Steine
und bepflanzte ihn mit edlen Reben.
und hieb zudem eine Kelter in ihm aus.
Dann hoffte er, dass der Weinberg Trauben brächte,
doch er brachte nur faule Beeren.
3Und nun,
Bewohner Jerusalems und Männer von Juda,
richtet zwischen mir und meinem Weinberg!
4Was hätte es für meinen Weinberg noch zu tun gegeben,
das ich ihm nicht getan hätte?
Warum hoffte ich, dass er Trauben brächte?
Und er brachte nur faule Beeren!
5Jetzt aber will ich euch kundtun,
was ich mit meinem Weinberg mache:
seine Hecke entfernen,
sodass er abgeweidet wird;
einreißen seine Mauer,
sodass er zertrampelt wird.
6Zu Ödland will ich ihn machen.
Nicht werde er beschnitten,
nicht behackt,
sodass Dornen und Disteln hochkommen.
Und den Wolken gebiete ich, keinen Regen auf ihn fallen zu lassen.
7Denn der Weinberg des Herrn der Heerscharen
ist das Haus Israel
und die Männer von Juda sind die Pflanzung seiner Lust.
Er hoffte auf Rechtsspruch –
doch siehe da: Rechtsbruch,
auf Rechtsverleih –
doch siehe da: Hilfegeschrei.
AntwortpsalmPs 80 (79), 9 u. 12.13–14.15–16.19–20 (Kv: vgl. Jes 5, 7a)
Kv Der Weinberg des Herrn ist das Haus Israel. – KvGL 46, 1
9Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, *
du hast Völker vertrieben und ihn eingepflanzt.
12Seine Ranken trieb er bis zum Meer *
und seine Schösslinge bis zum Eufrat! – (Kv)
13Warum rissest du seine Mauern ein? *
Alle, die des Weges kommen, plündern ihn.
14Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, *
es fressen ihn ab die Tiere des Feldes. – (Kv)
15Gott der Heerscharen, kehre doch zurück, /
blicke vom Himmel herab und sieh, *
sorge für diesen Weinstock!
16Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat, *
und den Sohn, den du dir stark gemacht! – (Kv)
19Wir werden nicht von dir weichen. *
Belebe uns und wir rufen deinen Namen an.
20Herr, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her, *
lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet. – Kv
Zur 2. Lesung Sorgen aller Art hat der Christ ebenso wie andere Menschen. Er kann sie nicht einfach abschütteln, aber er kann sie vor Gott bringen. In der Nähe Gottes und in der Gemeinschaft mit Christus findet der Mensch Gelassenheit, Freiheit und Frieden.
Zweite LesungPhil 4, 6–9
Was ihr angenommen habt, das tut; und der Gott des Friedens wird mit euch sein
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi.
Schwestern und Brüder!
6Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage
betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
7Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in Christus Jesus bewahren.
8Im Übrigen, Brüder und Schwestern:
Was immer wahrhaft, edel, recht,
was lauter, liebenswert, ansprechend ist,
was Tugend heißt und lobenswert ist,
darauf seid bedacht!
9Und was ihr gelernt und angenommen,
gehört und an mir gesehen habt,
das tut!
Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Joh 15, 16
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr Frucht bringt
und dass eure Frucht bleibt.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Gottesherrschaft, die Jesus verkündet, ist ebenso wie der Gottesbund vom Sinai ein Geschenk für die Menschen, für das sie nun verantwortlich sind. Wenn ein Volk oder ein Mensch sich nicht nach dem Willen Gottes richtet, wird ihm „das Reich Gottes weggenommen“. Das sagt Jesus nicht nur den Hohepriestern und den Pharisäern; auch das neue Volk Gottes wird nach demselben Maßstab gerichtet; auf die Früchte wird es ankommen.
EvangeliumMt 21, 33–42.44.43
Er wird den Weinberg an andere Winzer verpachten
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
sprach Jesus zu den Hohepriestern
und den Ältesten des Volkes:
33Hört noch ein anderes Gleichnis:
Es war ein Gutsbesitzer,
der legte einen Weinberg an,
zog ringsherum einen Zaun,
hob eine Kelter aus
und baute einen Turm.
Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer
und reiste in ein anderes Land.
34Als nun die Erntezeit kam,
schickte er seine Knechte zu den Winzern,
um seine Früchte holen zu lassen.
35Die Winzer aber packten seine Knechte;
den einen prügelten sie,
den andern brachten sie um,
wieder einen anderen steinigten sie.
36Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal;
mit ihnen machten sie es genauso.
37Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen;
denn er dachte:
Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
38Als die Winzer den Sohn sahen,
sagten sie zueinander: Das ist der Erbe.
Auf, wir wollen ihn umbringen,
damit wir sein Erbe in Besitz nehmen.
39Und sie packten ihn,
warfen ihn aus dem Weinberg hinaus
und brachten ihn um.
40Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt:
Was wird er mit jenen Winzern tun?
41Sie sagten zu ihm:
Er wird diese bösen Menschen vernichten
und den Weinberg an andere Winzer verpachten,
die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
42Und Jesus sagte zu ihnen:
Habt ihr nie in der Schrift gelesen:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
er ist zum Eckstein geworden;
vom Herrn ist das geschehen
und es ist wunderbar in unseren Augen?
44Und wer auf diesen Stein fällt,
wird zerschellen;
auf wen der Stein aber fällt,
den wird er zermalmen.
43Darum sage ich euch:
Das Reich Gottes wird euch weggenommen
und einem Volk gegeben werden,
das die Früchte des Reiches Gottes bringt.
Glaubensbekenntnis, S. 378 ff.
Fürbitten vgl. S. 810 ff.
Zur Eucharistiefeier Jesus ist der Eckstein. An der Haltung zu ihm entscheidet sich, ob unser Leben Früchte bringt, die dem entsprechen, was Gott von uns will. Aus der Verbundenheit mit ihm erhält unser Leben seinen Sinn.
Gabengebet
Allmächtiger Gott, nimm die Gaben an,
die wir nach deinem Willen darbringen.
Vollende in uns
das Werk der Erlösung und der Heiligung
durch die Geheimnisse,
die wir zu deiner Verherrlichung feiern.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 431 ff.
KommunionversKlgl 3, 25
Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht.
Oder:Vgl. 1 Kor 10, 17
Ein Brot ist es, darum sind wir viele ein Leib.
Denn wir alle haben teil an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Schlussgebet
Gott und Vater, du reichst uns das Brot des Lebens
und den Kelch der Freude.
Gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes,
der im Sakrament unsere Speise geworden ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Mir ist von Gott etwas anvertraut worden – Menschen, eine Aufgabe, Besitz, Macht… Und auch hier die Frage: Wie bist du damit umgegangen? Hast du das, was dir anvertraut worden ist, zur Bereicherung deiner selbst genutzt – oder konntest du es dem geben, dem zurückgeben, von dem du es hattest? Ja – er wird dich, mich, uns fragen, was wir mit dem gemacht haben, was er uns gegeben hat, was er uns anvertraut hat. Gott fordert nichts von uns, was er nicht längst in uns hineingelegt und hineingeliebt hätte – und Gott will nicht unsere Leistung, sondern er will die Frucht unseres Seins, unseres Seins in guten und schlechten Jahren, er will nicht unsere makellose Schönheit, sondern liebt uns mit unseren Dellen und braunen Flecken und all dem, womit wir eben nicht der DIN-Norm entsprechen. (Andrea Schwarz)