Sechsundzwanzigster Sonntag – im Jahreskreis
Es ist nicht nur die Armut der Armen, die allen Reichtum fragwürdig macht. Und die Gefahr, in der der Reiche lebt, besteht nicht eigentlich darin, seinen Reichtum zu verlieren, sondern ihn zu behalten, weil der Reiche nichts anderes mehr sehen kann als seinen Reichtum. Die Gefahr ist, dass für den Reichtum Gottes, für seine Liebe und seinen Trost, im Leben des Reichen kein Raum mehr ist.
EröffnungsversVgl. Dan 3, 31.29.30.43.42
Alles, was du uns getan hast, o Herr,
das hast du nach deiner gerechten Entscheidung getan,
denn wir haben gesündigt, wir haben dein Gesetz übertreten.
Verherrliche deinen Namen und rette uns
nach der Fülle deines Erbarmens.
Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet
Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem
im Erbarmen und im Verschonen.
Darum nimm uns in Gnaden auf,
wenn uns auch Schuld belastet.
Gib, dass wir unseren Lauf vollenden
und zur Herrlichkeit des Himmels gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Das 8. Jahrhundert v. Chr. war für das Nordreich Israel eine Zeit politischer und wirtschaftlicher Blüte. Dem Land ging es gut, wenigstens denen, die Geld und Macht hatten. Ihnen muss Amos das Gericht Gottes ansagen. „Weh den Sorglosen, den Selbstsicheren!“ Es macht dem Propheten keine Freude, mit Vorwürfen und Drohungen zu kommen. Er sieht klar, wie die führende Schicht ihre Verantwortung für die Armen im Volk Gottes vergisst, und er weiß, wohin das führen wird.
Erste LesungAm 6, 1a.4–7
Weh den Sorglosen; das Fest der Faulenzer ist vorbei
Lesung
aus dem Buch Amos.
1Weh den Sorglosen auf dem Zion
und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária!
4Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein
und faulenzt auf euren Polstern.
Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde
und Mastkälber aus dem Stall.
5Ihr grölt zum Klang der Harfe,
ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David.
6Ihr trinkt den Wein aus Opferschalen,
ihr salbt euch mit feinsten Ölen,
aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht.
7Darum müssen sie jetzt in die Verbannung,
allen Verbannten voran.
Das Fest der Faulenzer ist vorbei.
AntwortpsalmPs 146 (145), 6–7.8–9a.9b–10 (Kv: 1)
Kv Lobe den Herrn, meine Seele! – KvGL 58,1
(Oder: Halleluja.)
6Der Herr ist es, der Himmel und Erde erschafft, /
das Meer und alles, was in ihm ist. *
Er hält die Treue auf ewig.
7Recht schafft er den Unterdrückten, /
Brot gibt er den Hungernden, *
der Herr befreit die Gefangenen. – (Kv)
8Der Herr öffnet die Augen der Blinden, *
der Herr richtet auf die Gebeugten,
der Herr liebt die Gerechten. *
9aDer Herr beschützt die Fremden. – (Kv)
9bcEr hilft auf den Waisen und Witwen, *
doch den Weg der Frevler krümmt er.
10Der Herr ist König auf ewig, *
dein Gott, Zion, durch alle Geschlechter. – Kv
Zur 2. Lesung Zweimal ist in dieser Lesung vom „guten Bekenntnis“ die Rede: zuerst vom Taufbekenntnis des Timotheus, falls hier nicht sein Gelöbnis bei der Übernahme des Bischofsamtes gemeint ist; dann vom Bekenntnis Jesu, der durch sein Wort und sein Leiden bis in den Tod von der Wahrheit Gottes Zeugnis gegeben hat. Timotheus wird ein „Mann Gottes“ genannt: durch die Taufe und die Bischofsweihe wohnt in ihm Gottes Geist, er bestimmt sein Leben und seine Amtsführung. Wie Christus soll auch Timotheus von Gottes Wahrheit und Treue Zeugnis geben.
Zweite Lesung1 Tim 6, 11–16
Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timótheus.
11Du, ein Mann Gottes,
strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben,
Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut!
12Kämpfe den guten Kampf des Glaubens,
ergreife das ewige Leben,
zu dem du berufen worden bist
und für das du vor vielen Zeugen
das gute Bekenntnis abgelegt hast!
13Ich gebiete dir bei Gott,
von dem alles Leben kommt,
und bei Christus Jesus,
der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat
und als Zeuge dafür eingetreten ist:
14Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel,
bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn,
15das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird
der selige und einzige Herrscher,
der König der Könige und Herr der Herren,
16der allein die Unsterblichkeit besitzt,
der in unzugänglichem Licht wohnt,
den kein Mensch gesehen hat
noch je zu sehen vermag:
Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. 2 Kor 8, 9
Halleluja. Halleluja.
Jesus Christus, der reich war, wurde aus Liebe arm.
Und durch seine Armut hat er uns reich gemacht.
Halleluja.
Zum Evangelium Lukas ist mehr als die anderen Evangelisten den Jesusworten über Reichtum und Armut nachgegangen. Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus ist denen gesagt, die sich in ihrem Besitz und ihrer Stellung sicher fühlen. Die große oder kleine Habe wird bei diesen Menschen zu einem ernsthaften Hindernis. Der Ruf Gottes kann in ihrem Herzen nicht ankommen, sie sind ja immer besetzt. Wie kann der Reiche dann gerettet werden? Eine Antwort steht bei Lukas 18, 27: „Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich.“ Gott kann bei jedem Menschen, auch beim reichen, das Herz für seinen Anruf öffnen.
EvangeliumLk 16, 19–31
Lazarus wird getröstet, du aber leidest große Qual
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern:
19Es war einmal ein reicher Mann,
der sich in Purpur und feines Leinen kleidete
und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte.
20Vor der Tür des Reichen aber
lag ein armer Mann namens Lázarus,
dessen Leib voller Geschwüre war.
21Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt,
was vom Tisch des Reichen herunterfiel.
Stattdessen kamen die Hunde
und leckten an seinen Geschwüren.
22Es geschah aber:
Der Arme starb
und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen.
Auch der Reiche starb und wurde begraben.
23In der Unterwelt,
wo er qualvolle Schmerzen litt,
blickte er auf und sah von Weitem Abraham
und Lázarus in seinem Schoß.
24Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir
und schick Lázarus;
er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen
und mir die Zunge kühlen,
denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
25Abraham erwiderte:
Mein Kind, erinnere dich daran,
dass du schon zu Lebzeiten
deine Wohltaten erhalten hast,
Lázarus dagegen nur Schlechtes.
Jetzt wird er hier getröstet,
du aber leidest große Qual.
26Außerdem ist zwischen uns und euch
ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund,
sodass niemand von hier zu euch
oder von dort zu uns kommen kann,
selbst wenn er wollte.
27Da sagte der Reiche:
Dann bitte ich dich, Vater,
schick ihn in das Haus meines Vaters!
28Denn ich habe noch fünf Brüder.
Er soll sie warnen,
damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
29Abraham aber sagte:
Sie haben Mose und die Propheten,
auf die sollen sie hören.
30Er erwiderte: Nein, Vater Abraham,
aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt,
werden sie umkehren.
31Darauf sagte Abraham zu ihm:
Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören,
werden sie sich auch nicht überzeugen lassen,
wenn einer von den Toten aufersteht.
Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
Fürbitten vgl. S. 812 ff.
Zur Eucharistiefeier Jesus, weil du ein so großes Opfer gebracht hast, gibt es da, wo du bist, immer genug für alle. Du gibst immer reichlich und großzügig. Ich danke dir, dass ich unverdient so reich von dir beschenkt werde.
Gabengebet
Barmherziger Gott,
nimm unsere Gaben an
und öffne uns in dieser Feier
die Quelle, aus der aller Segen strömt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 420 ff.
KommunionversPs 119 (118), 49–50
Herr, denk an das Wort für deinen Knecht,
durch das du mir Hoffnung gabst!
Sie ist mein Trost im Elend.
Oder:Vgl. 1 Joh 3, 16
Die Liebe Gottes haben wir daran erkannt,
dass Christus sein Leben für uns gegeben hat.
So müssen auch wir das Leben hingeben für die Brüder.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
in der Feier der Eucharistie
haben wir den Tod des Herrn verkündet.
Dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele
und mache uns bereit, mit Christus zu leiden,
damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Für den Tag und die Woche
Dem Hungrigen gehört das Brot, das du zurückhältst, dem Nackten das Kleidungsstück, das du im Schrank verwahrst, dem Barfüßigen der Schuh, der bei dir verfault, dem Bedürftigen das Silber, das du vergraben hast. Aber du bist mürrisch und unzugänglich, du gehst jeder Begegnung mit einem Armen aus dem Weg, damit du nicht genötigt wirst, auch nur ein Weniges abzugeben. Du kennst nur die eine Rede: Ich habe nichts und kann nichts geben, denn ich bin arm. Ja, arm bist du wirklich: arm an Liebe, arm an Gottesglauben, arm an ewiger Hoffnung. (Basilius von Cäsarea, 4. Jh.)