Zweiundzwanzigster Sonntag – im Jahreskreis

Jesus hat mit großer Freiheit nach dem Ursprung der Gesetzesvorschriften gefragt: Gotteswille oder Menschensatzung. Die Gesetze Gottes sind – das ist die Überraschung – viel menschlicher als die Satzungen der Menschen. Es gibt aber Menschen, die sich lieber hinter Gesetzen und Vorschriften verstecken, als in Freiheit nach dem Willen Gottes zu fragen. Wer in die Schule Jesu geht, lernt die Freiheit.

EröffnungsversPs 86 (85), 3.5

Sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir.
Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen;
für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.

Ehre sei Gott, S. 371 f.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ZUR 1. LESUNG   Israel hat das Gesetz Gottes nicht als Last, sondern als Gabe verstanden, als Wegweisung für das Volk und für jeden Einzelnen. Heute noch wird im Judentum das „Fest der Gesetzesfreude“ gefeiert. Das Gesetz Gottes muss immer wieder neu ausgelegt und in die jeweilige Zeit hineingestellt werden. Aber immer noch gilt die Norm: nichts hinzufügen und nichts wegnehmen. Das bedeutet nicht sklavische Bindung, sondern Klarheit und Freiheit.

Erste LesungDtn 4, 1–2.6–8

Bewahrt die Gebote des HERRN! Fügt nichts hinzu!

Lesung
aus dem Buch Deuteronómium.

Mose sprach zum Volk:
1Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide,
die ich euch zu halten lehre!
Hört und ihr werdet leben,
ihr werdet in das Land,
das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen
und es in Besitz nehmen.

2Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte,
nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen;
ihr sollt die Gebote des Herrn, eures Gottes, bewahren,
auf die ich euch verpflichte.
6Ihr sollt sie bewahren und sollt sie halten.
Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung
in den Augen der Völker.
Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennenlernen,
müssen sie sagen: In der Tat,
diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk.
7Denn welche große Nation hätte Götter,
die ihr so nah sind, wie der Herr, unser Gott, uns nah ist,
wo immer wir ihn anrufen?
8Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsentscheide,
die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung,
die ich euch heute vorlege?

AntwortpsalmPs 15 (14), 2–3.4.5 (Kv: 1)

Kv Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt,GL 34, 1
wer darf weilen auf deinem heiligen Berg? – Kv

2Der makellos lebt und das Rechte tut, /
der von Herzen die Wahrheit sagt, *
3der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat,
der seinem Nächsten nichts Böses tat *
und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat. – (Kv)
4Der Verworfene ist in seinen Augen verachtet, *
aber die den Herrn fürchten, hält er in Ehren.
Er wird nicht ändern, *
was er zum eigenen Schaden geschworen hat. – (Kv)
5Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen *
und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an.
Wer das tut, *
der wird niemals wanken. – Kv

ZUR 2. LESUNG   Gott, der Schöpfer des Alls („Vater der Gestirne“), ist absolut lauter in seinem Wesen und eindeutig in dem, was er tut. Dass von Gott nur gute Gaben kommen, ist eine Glaubensaussage. Allerdings scheint sie oft genug der erfahrenen Wirklichkeit zu widersprechen. Die eigentliche Gabe Gottes jedoch, die in allen anderen mitgemeint ist, ist das „Wort der Wahrheit“: das Evangelium Jesu Christi. Wer durch den Glauben und die Taufe als neuer Mensch wieder geboren wurde, muss durch die Tat das verwirklichen, was er geworden ist. Er muss ständig neu das Wort hören und danach handeln.

Zweite LesungJak 1, 17–18.21b–22.27

Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer!

Lesung
aus dem Jakobusbrief.

Meine geliebten Schwestern und Brüder!
17Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk
kommt von oben herab,
vom Vater der Gestirne,
bei dem es keine Veränderung oder Verfinsterung gibt.
18Aus freiem Willen
hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren,
damit wir eine Erstlingsfrucht seiner Schöpfung seien.
21bNehmt in Sanftmut das Wort an,
das in euch eingepflanzt worden ist
und die Macht hat, euch zu retten!
22Werdet aber Täter des Wortes
und nicht nur Hörer,
sonst betrügt ihr euch selbst!
27Ein reiner und makelloser Gottesdienst ist es
vor Gott, dem Vater:
für Waisen und Witwen in ihrer Not zu sorgen
und sich unbefleckt von der Welt zu bewahren.

Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Jak 1, 18

Halleluja. Halleluja.
Durch das Wort der Wahrheit hat uns der Vater das Leben geschenkt
und uns zu Erstlingen seiner Schöpfung gemacht.
Halleluja.

ZUM EVANGELIUM   Für das Judentum in der Zeit Jesu spielte die Frage nach Rein und Unrein eine große Rolle. Nach Meinung der Pharisäer sollten alle die Reinheitsvorschriften einhalten, die ursprünglich nur für die Priester galten. Damit ergibt sich aber auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Gebot Gottes und den Vorschriften der Menschen („Überlieferung der Alten“). Jesus stellt sich in die Reihe der Propheten, die nach dem eigentlichen Gotteswillen fragen. Gott aber fragt nach dem Herzen des Menschen, nicht nach seinem äußeren Tun.

EvangeliumMk 7, 1–8.14–15.21–23

Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
1 versammelten sich die Pharisäer
und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren,
bei Jesus.
2Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot
mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
3Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur,
wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser
die Hände gewaschen haben;
so halten sie an der Überlieferung der Alten fest.
4Auch wenn sie vom Markt kommen,
essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen.
Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein,
wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
5Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also:
Warum halten sich deine Jünger
nicht an die Überlieferung der Alten,
sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
6Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesája hatte Recht
mit dem, was er über euch Heuchler sagte,
wie geschrieben steht:
Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen,
sein Herz aber ist weit weg von mir.
7Vergeblich verehren sie mich;
was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.
8Ihr gebt Gottes Gebot preis
und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.
14Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich
und sagte: Hört mir alle zu
und begreift, was ich sage!
15Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt,
kann ihn unrein machen,
sondern was aus dem Menschen herauskommt,
das macht ihn unrein.
21Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen,
kommen die bösen Gedanken,
Unzucht, Diebstahl, Mord,
22Ehebruch, Habgier, Bosheit,
Hinterlist, Ausschweifung,
Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft.
23All dieses Böse kommt von innen
und macht den Menschen unrein.

Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.

Fürbitten vgl. S. 805 ff.

ZUR EUCHARISTIEFEIER   Der Weg Jesu führt über das Paradox, das Ärgernis des Kreuzes. Es braucht die Umkehr, ein neues Denken, um begreifen zu können, was mit ihm und durch ihn geschieht. Wer sich darauf einlässt, spürt die Härte des Kreuzes – aber auch seine befreiende und erlösende Kraft.

Gabengebet

Herr, unser Gott,
diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen.
Was du jetzt unter heiligen Zeichen wirkst,
das vollende in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 427 ff.

KommunionversPs 31 (30), 20

Wie groß ist deine Güte, o Herr,
die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren.

Oder:Mt 5, 9–10

Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.

Schlussgebet

Allmächtiger Gott,
du hast uns gestärkt durch das lebendige Brot,
das vom Himmel kommt.
Deine Liebe,
die wir im Sakrament empfangen haben,
mache uns bereit,
dir in unseren Brüdern zu dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE

Wagnis der Freude   Lass uns doch spüren, dass es dir bis ins Einzelne und Kleinste hinein um die Liebe geht zu Gott und den Menschen, und nicht um unsere Ordnungen, die wir ängstlich verteidigen. Jesus, Bruder der Sünder, reiße uns die Herzen auf, wenn du uns heute zeigst, wo sich hinter heilig-bewährten Ordnungen Unrecht und Unmenschlichkeit verbirgt. Nicht Angst willst du uns machen, sondern Freude, es mit dem Gott zu wagen, der es so gnädig mit uns riskiert. (Theo Brüggemann)

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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