Zweiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Jesus ist der Christus und Gottessohn, der in seiner Schwachheit gekreuzigt wurde und aus der Kraft Gottes lebt (2 Kor 13, 4). Das ist der Glaube, den wir bekennen, gegen den Widerspruch der „Welt“ und auch gegen den Aufstand im eigenen Herzen. Erst in der Nachfolge des Gekreuzigten wird das Herz frei und das Bekenntnis wahr.
EröffnungsversPs 86 (85), 3.5
Sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir.
Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen;
für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.
Ehre sei Gott, S. 375 f.
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Jeremia ist nicht aus eigenem Entschluss Prophet geworden; der Ruf Gottes ließ keine Widerrede gelten. Mund Gottes zu sein, Worte Gottes zu sagen, gegen das eigene Volk und gegen die öffentliche Meinung, das ist hart. Jeremia ist unter der Last fast zerbrochen. Aus Stunden einer tiefen Berufskrise und großer innerer Not stammt die Klage des Propheten in der heutigen Lesung, ursprünglich wohl als private Aufzeichnung niedergeschrieben.
Erste LesungJer 20, 7–9
Das Wort des HERRN bringt mir Hohn und Spott
Lesung
aus dem Buch Jeremía.
7Du hast mich betört, o Herr,
und ich ließ mich betören;
du hast mich gepackt und überwältigt.
Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag,
ein jeder verhöhnt mich.
8Ja, sooft ich rede, muss ich schreien,
„Gewalt und Unterdrückung“ muss ich rufen.
bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott.
9Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken
und nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so brannte in meinem Herzen ein Feuer,
eingeschlossen in meinen Gebeinen.
Ich mühte mich, es auszuhalten,
vermochte es aber nicht.
AntwortpsalmPs 63 (62), 2.3–4.5–6.8–9 (Kv: vgl. 2)
Kv Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. – KvGL 420
2Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, *
es dürstet nach dir meine Seele.
Nach dir schmachtet mein Fleisch *
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. – (Kv)
3Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, *
zu sehen deine Macht und Herrlichkeit.
4Denn deine Huld ist besser als das Leben. *
Meine Lippen werden dich rühmen. – (Kv)
5So preise ich dich in meinem Leben, *
in deinem Namen erhebe ich meine Hände.
6Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, *
mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen. – (Kv)
8Ja, du wurdest meine Hilfe, *
ich juble im Schatten deiner Flügel.
9Meine Seele hängt an dir, *
fest hält mich deine Rechte. – Kv
Zur 2. Lesung Nach den großen Aussagen im Hauptteil des Römerbriefs zieht Paulus im Schlussteil (Kap. 12–15) einige Folgerungen. Wer das Erbarmen Gottes erfahren und sein Wort gehört hat, weiß sich aus seiner bisherigen Gleichgültigkeit herausgerufen und auf neue Weise für sein Tun verantwortlich. Dieses Tun, „der wahre und angemessene Gottesdienst“, ist dankbarer Lobpreis Gottes durch ein Leben aus dem Geist Christi.
Zweite LesungRöm 12, 1–2
Bringt eure Leiber als lebendiges und Gott wohlgefälliges Opfer dar
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.
1Ich ermahne euch, Schwestern und Brüder,
kraft der Barmherzigkeit Gottes,
eure Leiber als lebendiges, heiliges
und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen –
als euren geistigen Gottesdienst.
2Und gleicht euch nicht dieser Welt an,
sondern lasst euch verwandeln
durch die Erneuerung des Denkens,
damit ihr prüfen und erkennen könnt,
was der Wille Gottes ist:
das Gute,
Wohlgefällige und Vollkommene!
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Eph 1, 17–18
Halleluja. Halleluja.
Der Vater unseres Herrn Jesus Christus
erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Halleluja.
Zum Evangelium Der Weg Jesu, des Messias und Gottessohnes, führt in die Erniedrigung und in den Tod, ihn selbst und seine Jünger. Nicht nur für Petrus ist dieser Gedanke unerträglich. Es ist nicht „das, was die Menschen wollen“. Aber wer es nicht versteht, der hat Gott nicht verstanden. Hier am allerwenigsten gibt es eine halbe Wahrheit. Das Heil der Berufenen und das Heil der Welt hängen tatsächlich am Kreuz.
EvangeliumMt 16, 21–27
Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
21 begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären:
Er müsse nach Jerusalem gehen
und von den Ältesten
und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden,
getötet
und am dritten Tag auferweckt werden.
22Da nahm ihn Petrus beiseite
und begann, ihn zurechtzuweisen,
und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr!
Das darf nicht mit dir geschehen!
23Jesus aber wandte sich um
und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan!
Ein Ärgernis bist du mir,
denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.
24Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn einer hinter mir hergehen will,
verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
25Denn wer sein Leben retten will,
wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert,
wird es finden.
26Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,
dabei aber sein Leben einbüßt?
Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
27Der Menschensohn
wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen
und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.
Glaubensbekenntnis, S. 378 ff.
Fürbitten vgl. S. 810 ff.
Zur Eucharistiefeier Der Weg Jesu führt über das Paradox, das Ärgernis des Kreuzes. Es braucht die Umkehr, ein neues Denken, um begreifen zu können, was mit ihm und durch ihn geschieht. Wer sich darauf einlässt, spürt die Härte des Kreuzes – aber auch seine befreiende und erlösende Kraft.
Gabengebet
Herr, unser Gott, diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen.
Was du jetzt unter heiligen Zeichen wirkst,
das vollende in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 431 ff.
KommunionversPs 31 (30), 20
Wie groß ist deine Güte, o Herr,
die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren.
Oder:Mt 5, 9–10
Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott, du hast uns gestärkt durch das lebendige Brot,
das vom Himmel kommt.
Deine Liebe,
die wir im Sakrament empfangen haben,
mache uns bereit,
dir in unseren Brüdern zu dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Wer sich auf den spirituellen Weg einlässt, wer mit ganzem Herzen Gott sucht und auf diesem Wege die Liebe zu den Menschen lernt, der gewinnt das Leben, der ist dankbar für das was in ihm aufblüht und zum Segen wird für ihn und für die Welt. (Anselm Grün)