Siebzehnter Sonntag – im Jahreskreis
Einen Freund finden kann nur, wer imstande ist, ein Freund zu sein: frei, um über sich zu verfügen, und bereit, sich zu verschenken. Er kann vertrauen, und der Freund vertraut ihm. Der Freund kann um alles bitten. Und er ist da, wenn der Freund ihn braucht. – Gott ist der Heilige, der ganz Andere, der Herr. Aber er ist auch der Freund, der für uns da sein will.
EröffnungsversVgl. Ps 68 (67), 6–7.36
Gott ist hier, an heiliger Stätte.
Gott versammelt sein Volk in seinem Haus,
er schenkt ihm Stärke und Kraft.
Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet
Gott, du Beschützer aller, die auf dich hoffen,
ohne dich ist nichts gesund und nichts heilig.
Führe uns in deinem Erbarmen den rechten Weg
und hilf uns,
die vergänglichen Güter so zu gebrauchen,
dass wir die ewigen nicht verlieren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Abraham wagt es, mit Gott zu handeln: Er argumentiert, er feilscht und er erinnert Gott daran, dass der Richter über die ganze Erde sich an das Recht halten wird. Gott lässt sich bitten, denn er rechnet anders als die Menschen: Wenige Gerechte genügen, um viele Gottlose zu retten (vgl. Gen 18, 25). Am Ende wird es ein einziger Gerechter sein, der die Vielen rettet: der geliebte Sohn.
Erste LesungGen 18, 20–32
Herr, zürne doch nicht, wenn ich mit dir rede
Lesung
aus dem Buch Génesis.
In jenen Tagen
20 sprach der Herr zu Abraham:
Das Klagegeschrei über Sodom und Gomórra,
ja, das ist angeschwollen
und ihre Sünde, ja, die ist schwer.
21Ich will hinabsteigen
und sehen, ob ihr verderbliches Tun
wirklich dem Klagegeschrei entspricht,
das zu mir gedrungen ist, oder nicht.
Ich will es wissen.
22Die Männer wandten sich ab von dort und gingen auf Sodom zu.
Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn.
23Abraham trat näher
und sagte:
Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?
24Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt:
Willst du auch sie wegraffen
und nicht doch dem Ort vergeben
wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte?
25Fern sei es von dir, so etwas zu tun:
den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten.
Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler.
Das sei fern von dir.
Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?
26Da sprach der Herr:
Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde,
werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben.
27Abraham antwortete
und sprach: Siehe, ich habe es unternommen,
mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin.
28Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf.
Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten?
Nein, sagte er,
ich werde sie nicht vernichten,
wenn ich dort fünfundvierzig finde.
29Er fuhr fort, zu ihm zu reden:
Vielleicht finden sich dort nur vierzig.
Da sprach er:
Ich werde es der vierzig wegen nicht tun.
30Da sagte er:
Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede.
Vielleicht finden sich dort nur dreißig.
Er entgegnete:
Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde.
31Darauf sagte er:
Siehe, ich habe es unternommen,
mit meinem Herrn zu reden.
Vielleicht finden sich dort nur zwanzig.
Er antwortete:
Ich werde sie nicht vernichten um der zwanzig willen.
32Und nochmals sagte er:
Mein Herr zürne nicht,
wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife.
Vielleicht finden sich dort nur zehn.
Er sprach:
Ich werde sie nicht vernichten um der zehn willen.
AntwortpsalmPs 138 (137), 1–2b.2c–3.6–7b.7c–8 (Kv: vgl. 3a)
Kv Herr, du gabst mir Antwort am Tag, da ich rief. – Kv
1Ich will dir danken mit meinem ganzen Herzen, *GL 77,1
dir vor den Engeln singen und spielen.
2abIch will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin, *
will deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue. – (Kv)
2cdDenn du hast dein Wort größer gemacht *
als deinen ganzen Namen.
3Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort, *
du weckst Kraft in meiner Seele. – (Kv)
6Erhaben ist der Herr, /
doch er schaut auf den Niedrigen, *
in der Höhe ist er, doch er erkennt von ferne.
7abMuss ich auch gehen inmitten der Drangsal, *
du erhältst mich am Leben trotz der Wut meiner Feinde. – (Kv)
7cdDu streckst deine Hand aus, *
deine Rechte hilft mir.
8Der Herr wird es für mich vollenden. /
Herr, deine Huld währt ewig. *
Lass nicht ab von den Werken deiner Hände! – Kv
Zur 2. Lesung Weder heidnische Philosophie noch jüdische Überlieferungen und Gesetzesbräuche können dem Menschen helfen; daran wollte Paulus die Kolosser erinnern. Letzten Endes bleibt nur der Glaube an die rettende Macht Gottes. Dieser Glaube ist möglich, weil Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. In der Taufe sind wir mit ihm zu einem neuen Leben auferstanden. Die Schuld ist vergeben, Gott hat uns angenommen.
Zweite LesungKol 2, 12–14
Gott hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und euch alle Sünden vergeben
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Kolóssä.
Schwestern und Brüder!
12Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben,
mit ihm auch auferweckt,
durch den Glauben an die Kraft Gottes,
der ihn von den Toten auferweckt hat.
13Ihr wart tot infolge eurer Sünden
und euer Fleisch war unbeschnitten;
Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht
und uns alle Sünden vergeben.
14Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach,
durchgestrichen
und seine Forderungen, die uns anklagten,
aufgehoben.
Er hat ihn dadurch getilgt,
dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.
Ruf vor dem Evangelium Vers: Röm 8, 15bc
Halleluja. Halleluja.
Ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen,
in dem wir rufen: Abba, Vater!
Halleluja.
Zum Evangelium Jesus hat gebetet, und er hat seine Jünger beten gelehrt. Er hat ihnen das Vaterunser als Grundform und Grundweisung für alles Beten gegeben. Bei Matthäus hat das Vaterunser sieben Bitten, bei Lukas nur fünf; vielleicht ist das die ursprünglichere Form. Jede Gemeinde und auch jeder Christ betet das Vaterunser, auch wenn sie den gleichen Wortlaut sprechen, auf ihre je eigene Weise. Und wer das Vaterunser offen und ehrlich betet, hat angefangen, ein Jünger Jesu zu sein. – Lukas schließt an das Vaterunser weitere Jesusworte an: das Gleichnis vom bittenden Freund, die Ermutigung zum Bittgebet und zuletzt die Zusicherung, dass Gott uns nicht nur die kleinen Dinge geben will, sondern vor allem die große Gabe des Heiligen Geistes.
EvangeliumLk 11, 1–13
Bittet und es wird euch gegeben
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
1Jesus betete einmal an einem Ort;
als er das Gebet beendet hatte,
sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten,
wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat!
2Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
3Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen!
4Und erlass uns unsere Sünden;
denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.
Und führe uns nicht in Versuchung!
5Dann sagte er zu ihnen:
Wenn einer von euch einen Freund hat
und um Mitternacht zu ihm geht
und sagt: Freund, leih mir drei Brote;
6denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist,
ist zu mir gekommen
und ich habe ihm nichts anzubieten!,
7wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe,
die Tür ist schon verschlossen
und meine Kinder schlafen bei mir;
ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?
8Ich sage euch:
Wenn er schon nicht deswegen aufsteht
und ihm etwas gibt,
weil er sein Freund ist,
so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen
und ihm geben, was er braucht.
9Darum sage ich euch:
Bittet und es wird euch gegeben;
sucht und ihr werdet finden;
klopft an und es wird euch geöffnet.
10Denn wer bittet, der empfängt;
wer sucht, der findet;
und wer anklopft, dem wird geöffnet.
11Oder welcher Vater unter euch,
den der Sohn um einen Fisch bittet,
gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange
12 oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?
13Wenn nun ihr, die ihr böse seid,
euren Kindern gute Gaben zu geben wisst,
wie viel mehr wird der Vater im Himmel
den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
Fürbitten vgl. S. 812 ff.
Zur Eucharistiefeier Vater, denen, die hungrig sind vor Sehnsucht nach dir, gibst du so viel mehr, als Menschen es jemals könnten. Ich danke dir für deine Großzügigkeit, mit der du mich beschenkst, auch wenn meine Augen oft so getrübt sind, dass ich deine Geschenke für mich nicht erkennen kann.
Gabengebet
Gütiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir von deiner Güte empfangen haben.
Lass deine Kraft in ihnen wirken,
damit sie uns in diesem Leben heiligen
und zu den ewigen Freuden führen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 420 ff.
KommunionversPs 103 (102), 2
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
&S_hz_ox;Oder:Mt 5, 7–8
Selig, die barmherzig sind; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Schlussgebet
Herr, unser Gott,
wir haben
das Gedächtnis des Leidens Christi gefeiert
und das heilige Sakrament empfangen.
Was uns dein Sohn
in unergründlicher Liebe geschenkt hat,
das werde uns nicht zum Gericht,
sondern bringe uns das ewige Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Die Worte, die wir zu Gott sagen, sie können leise und arm und schüchtern sein. Wenn sie nur von Herzen kommen. Und wenn sie nur der Geist Gottes mitbetet. Dann hört sie Gott. Dann wird er keines dieser Worte vergessen. Dann wird er die Worte in seinem Herzen aufbewahren, weil man die Worte der Liebe nicht vergessen kann. Und dann wird er uns geduldig, ja selig weiter zuhören, ein ganzes Leben lang, bis wir ausgeredet haben, bis wir unser ganzes Leben ausgeredet haben. (Karl Rahner)