Sechzehnter Sonntag – im Jahreskreis

Wer andern das Wort Gottes sagen will, muss selbst ein Hörender und Lernender sein. Jedes wirklich gelernte Wort verändert den Menschen, und jede Erfahrung bereichert sein Leben. Erfahrungen mit Gott, mit den Menschen und den Dingen machen den Menschen weise und gut. Er wird still und lernt zu helfen.

EröffnungsversPs 54 (53), 6.8

Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben.
Freudig bringe ich dir mein Opfer dar
und lobe deinen Namen, Herr,
denn du bist gütig.

Ehre sei Gott, S. 371 f.

Tagesgebet

Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle,
die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ZUR 1. LESUNG   An die Hirten Israels, d. h. die Könige auf dem Thron Davids, richtet sich das warnende Wort des Propheten Jeremia. Die Zerstörung Jerusalems steht bevor, die Zeit der Könige endet im Gericht Gottes. Nach dem Gericht aber wird Gott selbst als guter Hirt für sein Volk sorgen. Ein Nachkomme Davids wird Recht und Rettung bringen. In seinem Thronnamen „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit“ sind die Verheißung Gottes und die Hoffnung des Volkes enthalten.

Erste LesungJer 23, 1–6

Ich sammle den Rest meiner Schafe und erwecke Hirten für sie

Lesung
aus dem Buch Jeremía.

1Weh den Hirten,
die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen –
Spruch des Herrn.
2Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels,
über die Hirten, die mein Volk weiden:
Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie versprengt
und habt euch nicht um sie gekümmert.
Jetzt kümmere ich mich bei euch um die Bosheit eurer Taten –
Spruch des Herrn.
3Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe
aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe.
Ich bringe sie zurück auf ihre Weide
und sie werden fruchtbar sein und sich vermehren.
4Ich werde für sie Hirten erwecken, die sie weiden,
und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen
und nicht mehr verloren gehen –
Spruch des Herrn.
5Siehe, Tage kommen
— Spruch des Herrn —,
da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken.
Er wird als König herrschen und weise handeln
und Recht und Gerechtigkeit üben im Land.
6In seinen Tagen wird Juda gerettet werden,
Israel kann in Sicherheit wohnen.
Man wird ihm den Namen geben:
Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

AntwortpsalmPs 23 (22), 1–3.4.5.6 (Kv: 1)

Kv Der Herr ist mein Hirt,GL 37, 1
nichts wird mir fehlen. – Kv

1Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /
2Er lässt mich lagern auf grünen Auen *
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
3Meine Lebenskraft bringt er zurück. *
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit,
getreu seinem Namen. – (Kv)
4Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, *
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, *
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. – (Kv)
5Du deckst mir den Tisch *
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, *
übervoll ist mein Becher. – (Kv)
6Ja, Güte und Huld *
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn *
für lange Zeiten. – Kv

ZUR 2. LESUNG   Je nach dem Grad der Gotteserkenntnis kann das Verhältnis des Menschen zu Gott als „Nähe“ oder als „Ferne“ gekennzeichnet werden. Vom Judentum aus gesehen, waren die Heiden (die Nichtjuden) in der Ferne, aber seit Christus gibt es diese Unterscheidung für Christen nicht mehr: Die trennende Wand ist gefallen; für alle hat Christus sein Blut vergossen und hat sie zu dem einen neuen Menschen gemacht.

Zweite LesungEph 2, 13–18

Er ist unser Friede: Er vereinigte Juden und Heiden

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Éphesus.

Schwestern und Brüder!
13Jetzt seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart,
in Christus Jesus,
nämlich durch sein Blut,
in die Nähe gekommen.
14Denn er ist unser Friede.
Er vereinigte die beiden Teile – Juden und Heiden –
und riss die trennende Wand der Feindschaft
in seinem Fleisch nieder.
15Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und Forderungen auf,
um die zwei
in sich zu einem neuen Menschen zu machen.
Er stiftete Frieden
16und versöhnte die beiden
durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib.
Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet.
17Er kam und verkündete den Frieden:
euch, den Fernen,
und Frieden den Nahen.
18Denn durch ihn
haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.

Ruf vor dem EvangeliumVers: Joh 10, 27

Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie und sie folgen mir.
Halleluja.

ZUM EVANGELIUM   Die Zwölf, die Jesus ausgesandt hat (Evangelium am vergangenen Sonntag), werden im heutigen Evangelium Apostel genannt: Als bevollmächtigte Boten haben sie die Botschaft vom Reich Gottes verkündet. Nach der anstrengenden Missionsarbeit brauchen sie Ruhe und sind jetzt wieder Lernende. Sie hören das Wort Jesu und erfahren aufs Neue die Kraft seiner Gegenwart. Der zweite Teil des Evangeliums leitet zur Brotvermehrung über. Jesus sorgt als guter Hirt für die Seinen; er gibt ihnen das notwendige Brot für Seele und Leib.

EvangeliumMk 6, 30–34

Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
30 versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte,
wieder bei ihm
und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
31Da sagte er zu ihnen:
Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind,
und ruht ein wenig aus!
Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen,
so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.
32Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend,
um allein zu sein.
33Aber man sah sie abfahren
und viele erfuhren davon;
sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin
und kamen noch vor ihnen an.
34Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen
und hatte Mitleid mit ihnen;
denn sie waren wie Schafe,
die keinen Hirten haben.
Und er lehrte sie lange.

Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.

Fürbitten vgl. S. 805 ff.

ZUR EUCHARISTIEFEIER   Auch heute lädt Jesus uns ein: Kommt mit an einen einsamen Ort… Wir brauchen die Stille, wir brauchen die Gemeinschaft, den gemeinsamen Tisch des Wortes und des Leben spendenden Brotes. Wir brauchen die Erneuerung unseres Glaubens, unserer Treue. Wir brauchen die Freude seiner Nähe.

Gabengebet

Herr, du hast die vielen Opfer,
die dir je von Menschen dargebracht werden,
in dem einen Opfer des Neuen Bundes vollendet.
Nimm die Gaben deiner Gläubigen an
und heilige sie,
wie du einst das Opfer Abels angenommen hast;
und was jeder Einzelne zu deiner Ehre darbringt,
das werde allen zum Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 427 ff.

KommunionversPs 111 (110), 4–5

Ein Gedächtnis seiner Wunder hat der Herr gestiftet,
gnädig und barmherzig ist der Herr.
Er gibt denen Speise, die ihn fürchten.

Oder:Offb 3, 20

So spricht der Herr:
Ich stehe an der Tür und klopfe.
Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet,
werde ich bei ihm eintreten und mit ihm Mahl halten,
und er mit mir.

Schlussgebet

Barmherziger Gott, höre unser Gebet.
Du hast uns im Sakrament
das Brot des Himmels gegeben,
damit wir an Seele und Leib gesunden.
Gib, dass wir
die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und als neue Menschen leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE

Gott ist ein Freund der Stille. Die Stille lässt uns alles auf neue Weise sehen. Wir brauchen Stille, um Seelen anrühren zu können. Nicht was wir sagen, ist wesentlich, sondern was Gott zu uns und durch uns sagt. Jesus wartet in der Stille immer auf uns. In der Stille wird er auf uns hören, wird er zu unserer Seele sprechen, werden wir seine Stimme hören. Innere Stille ist schwer zu erreichen, aber wir müssen uns darum bemühen. In der Stille finden wir neue Kraft und wirkliches Einssein. Die Kraft Gottes wird in allem unser sein, damit wir alles gut zu tun vermögen. Unsere Gedanken werden eins sein mit seinen Gedanken, unsere Gebete mit seinen Gebeten, unser Tun mit seinem Tun, unser Leben mit seinem Leben. All unsere Worte werden nutzlos sein, wenn sie nicht aus unserem Innern kommen. Worte, die nicht das Licht Christi geben, vergrößern die Dunkelheit. (Mutter Teresa von Kalkutta)

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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