Fünfzehnter Sonntag – im Jahreskreis

Wer sich in der Welt durchsetzen will, braucht Macht; er muss stärker sein als andere. Die Macht hat vielerlei Gestalten: Energie, Geld, Intelligenz, Beziehungen, Organisation, Waffen. Der Jünger Jesu hat aber nicht den Auftrag, sich durchzusetzen, sondern er soll das Wort Gottes weitersagen und Zeuge Gottes sein in dieser Welt; er soll der Kraft Gottes Raum geben in seinem eigenen Leben. Die Menschen werden seinem Wort nur glauben, wenn sie es als gelebte Wahrheit sehen.

EröffnungsversPs 17 (16), 15

Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich einst erwache.

Ehre sei Gott, S. 371 f.

Tagesgebet

Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft,
zu meiden, was diesem Namen widerspricht
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ZUR 1. LESUNG   Amos ist der älteste Schriftprophet des Alten Testaments (8. Jh. v. Chr.). Er stammte aus der Gegend von Jerusalem, er hatte seinen Beruf und seine Arbeit. Aber Gott schickte ihn in das Nordreich Israel; in Samaria und Bet-El musste er Gottes warnendes Wort verkünden. Er rügte die soziale Ungerechtigkeit, die unwahre Gottesverehrung und kündigte das Gericht an. Es ist daher nicht erstaunlich, dass er auf Widerstand stieß.

Erste LesungAm 7, 12–15

Geh und prophezeie meinem Volk Israel!

Lesung
aus dem Buch Amos.

In jenen Tagen
12 sagte Amázja, der Priester von Bet-El, zu Amos:
Seher, geh, flieh ins Land Juda!
Iss dort dein Brot
und prophezeie dort!
13In Bet-El darfst du nicht mehr prophezeien;
denn das hier ist das königliche Heiligtum und der Reichstempel.
14Amos antwortete Amázja:
Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler,
sondern ich bin ein Viehhirte
und veredle Maulbeerfeigen.
15Aber der Herr hat mich hinter meiner Herde weggenommen
und zu mir gesagt:
Geh und prophezeie meinem Volk Israel!

AntwortpsalmPs 85 (84), 9–10.11–12.13–14 (Kv: 8)

Kv Lass uns schauen, o Herr, deine HuldGL 657, 3
und schenke uns dein Heil! – Kv

9Ich will hören, was Gott redet: /
Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, *
sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.
10Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten, *
seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. – (Kv)
11Es begegnen einander Huld und Treue; *
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
12Treue sprosst aus der Erde hervor; *
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. – (Kv)
13Ja, der Herr gibt Gutes *
und unser Land gibt seinen Ertrag.
14Gerechtigkeit geht vor ihm her *
und bahnt den Weg seiner Schritte. – Kv

ZUR 2. LESUNG   Der Brief an die Epheser (geschrieben um 63 n. Chr.) beginnt mit einem feierlichen Lobpreis, der alles Handeln Gottes in dem einen Wort „Segen“ zusammenfasst. Gott offenbart den Menschen seine ewige Liebe, um so die ganze Schöpfung ihrem Ziel entgegenzuführen: dem Lobpreis seiner Gnade. Mittler des Segens Gottes ist Jesus Christus, der ewige Sohn.

Zweite LesungEph 1, 3–14

In Christus hat Gott uns erwählt vor der Grundlegung der Welt

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Éphesus.

3Gepriesen sei Gott,
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
4Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
5Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
6zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
7In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
8Durch sie hat er uns reich beschenkt,
in aller Weisheit und Einsicht,
9er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan,
wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm.
10Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen,
das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen,
was im Himmel und auf Erden ist, in ihm.
11In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt
nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt,
wie er es in seinem Willen beschließt;
12wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt,
die wir schon früher in Christus gehofft haben.
13In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört,
das Evangelium von eurer Rettung;
in ihm habt ihr das Siegel
des verheißenen Heiligen Geistes empfangen,
als ihr zum Glauben kamt.
14Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung,
durch die ihr Gottes Eigentum werdet,
zum Lob seiner Herrlichkeit.

Oder Kurzfassung:

Zweite LesungEph 1, 3–10

In Christus hat Gott uns erwählt vor der Grundlegung der Welt

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Éphesus.

Gepriesen sei Gott,
3der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
4Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
5Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
6zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
7In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
8Durch sie hat er uns reich beschenkt,
in aller Weisheit und Einsicht,
9er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan,
wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm.
10Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen,
das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen,
was im Himmel und auf Erden ist, in ihm.

Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Eph 1, 17–18

Halleluja. Halleluja.
Der Vater unseres Herrn Jesus Christus
erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Halleluja.

ZUM EVANGELIUM   Aus dem Kreis seiner Jünger hat Jesus die Zwölf ausgewählt, um sie zu Boten des Evangeliums zu machen. Die Aussendungsrede Jesu steht ausführlicher im Matthäusevangelium (10, 5–14); sie ist die Missionsregel der Urkirche. Durch die Jahrhunderte hindurch versteht die Kirche ihre Missionsarbeit als die Fortsetzung dessen, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat. Die Richtlinien, die er ihnen gab, gelten grundsätzlich für die ganze Zeit der Kirche.

EvangeliumMk 6, 7–13

Er begann, die Zwölf auszusenden

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
7 rief Jesus die Zwölf zu sich
und sandte sie aus,
jeweils zwei zusammen.
Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister
8und er gebot ihnen,
außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen,
kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,
9kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
10Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt,
bis ihr den Ort wieder verlasst!
11Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt
und euch nicht hören will,
dann geht weiter
und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.
12Und sie zogen aus
und verkündeten die Umkehr.
13Sie trieben viele Dämonen aus
und salbten viele Kranke mit Öl
und heilten sie.

Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.

Fürbitten vgl. S. 805 ff.

ZUR EUCHARISTIEFEIER   Das ist wahrer „Gottesdienst“: mich in Dienst nehmen lassen von Gott, seinem Wort und seinem Geist in mir Raum geben und durch mich wirken lassen. Es ist der lebendige Herr selbst, der durch mich und mein Tun den Menschen begegnen will.

Gabengebet

Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation, S. 427 ff.

KommunionversPs 84 (83), 4–5

Der Sperling findet ein Haus
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –
deine Altäre, Herr der Heere, mein Gott und mein König!
Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben!

Oder:Joh 6, 56

So spricht der Herr:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.

Schlussgebet

Herr, unser Gott,
wir danken dir für die heilige Gabe.
Lass deine Heilsgnade in uns wachsen,
sooft wir diese Speise empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE

Unsere winzigen Einsamkeiten sind gleich groß, gleich erregend und heilig wie alle Wüsten der Welt, derselbe Gott bewohnt sie, er, der die Einsamkeit heiligt. Einsamkeit der schwarzen Straße, die das Haus von der Untergrundbahn trennt, Einsamkeit der Sitzbank, auf der andere Wesen ihren Anteil am Weltgeschick tragen, Einsamkeit der langen unterirdischen Gänge, wo der reißende Strom all dieser Leben seinem neuen Tag entgegenbraust. Einsamkeit einiger Augenblicke, da man am Ofen kauernd das Aufflammen der Holzstaude abwartet, um Kohlen nachzuschütten; Einsamkeit der Küche angesichts des Gemüsetrogs. Kniende Einsamkeit beim Scheuern des Fußbodens, einsamer Gang durch den Garten, um einen Salatkopf zu holen. Kleine Einsamkeiten auf der hundertmal täglich hinauf- und hinuntergetretenen Stiege. Stundenlange Einsamkeiten beim Waschen, Flicken, Bügeln. (Madeleine Delbrêl)

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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