Neunter Sonntag im Jahreskreis
Die Worte Jesu haben wir erst dann wirklich gehört, wenn unser Herz davon berührt wird. „Herz“: das ist in der Sprache der Bibel die Mitte des Menschen, der Ort, wo er die Wahrheit ergreift und sein Glaube geboren wird; dort, wo der Mensch seine Entscheidungen trifft.
EröffnungsversPs 25 (24), 16.18
Herr, wende dich mir zu und sei mir gnädig,
denn ich bin einsam und gebeugt.
Sieh meine Not und meine Plage an
und vergib mir all meine Sünden.
Ehre sei Gott, S. 375 f.
Tagesgebet
Gott, unser Vater, deine Vorsehung geht niemals fehl.
Halte von uns fern, was uns schadet,
und gewähre uns alles, was zum Heile dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Gott hat seinem Volk am Sinai den Weg gezeigt, den es gehen soll: den Weg durch die Wüste zum verheißenen Land, aber zugleich den inneren Weg der Treue zu Bund und Gesetz. Der späte Deuteronomium-Text schaut bereits auf eine lange Geschichte zurück, die sich zwischen Treue und Abfall, deshalb auch zwischen Segen und Fluch bewegt hat. Gott will für sein Volk Segen und Glück; ins Unglück geht Israel, wenn es seinen Gott vergisst und falsche Wege geht.
Erste LesungDtn 11, 18.26–28.32
Segen und Fluch lege ich euch vor
Lesung
aus dem Buch Deuteronómium.
Mose sprach zum Volk:
18Diese meine Worte
sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben.
Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden.
Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden.
26Seht, heute werde ich euch den Segen und den Fluch vorlegen:
27den Segen,
wenn ihr auf die Gebote des Herrn, eures Gottes,
auf die ich euch heute verpflichte, hört,
28und den Fluch für den Fall,
dass ihr nicht auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, hört,
sondern von dem Weg abweicht,
auf den ich euch heute verpflichte,
und anderen Göttern nachfolgt,
die ihr früher nicht gekannt habt.
alle Gesetze und Rechtsentscheide,
die ich euch heute vorlege,
bewahren
und sie halten.
AntwortpsalmPs 31 (30), 2–3a.3b–4.17 u. 20ab.24ab u. 25 (Kv: 3b)
Kv Sei mir ein schützender Fels,GL 75,1
ein festes Haus, mich zu retten! – Kv
2Herr, bei dir habe ich mich geborgen. /
Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; *
rette mich in deiner Gerechtigkeit!
3aNeige dein Ohr mir zu, *
erlöse mich eilends! – (Kv)
3bSei mir ein schützender Fels, *
ein festes Haus, mich zu retten!
4Denn du bist mein Fels und meine Festung; *
um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten. – (Kv)
17Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, *
hilf mir in deiner Huld!
20abWie groß ist deine Güte, *
die du bewahrt hast für alle, die dich fürchten. – (Kv)
24abLiebt den Herrn, all seine Frommen! *
Seine Getreuen behütet der Herr.
25Euer Herz sei stark und unverzagt, *
ihr alle, die ihr den Herrn erwartet. – Kv
Zur 2. Lesung Vom 9.–24. Sonntag werden wichtige Teile des Römerbriefs gelesen (Kap. 3–14). Die großen Fragen des Glaubens und des christlichen Lebens kommen hier zur Sprache. – Vor Gott stehen alle Menschen als Sünder da. Aber die „Gerechtigkeit Gottes“, seine Treue zu sich und zu seinen Verheißungen, will alle retten. Es gibt Erlösung und Gnade durch den Glauben an Jesus Christus.
Zweite LesungRöm 3, 21–25a.28
Der Mensch wird gerecht durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
21Jetzt ist unabhängig vom Gesetz
die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden,
bezeugt vom Gesetz und von den Propheten:
22die Gerechtigkeit Gottes durch Glauben an Jesus Christus,
offenbart für alle, die glauben.
Denn es gibt keinen Unterschied:
23Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
24Umsonst werden sie gerecht,
dank seiner Gnade,
durch die Erlösung in Christus Jesus.
25aIhn hat Gott aufgerichtet als Sühnemal
— wirksam durch Glauben –
in seinem Blut.
28Denn wir sind der Überzeugung,
dass der Mensch gerecht wird durch Glauben,
unabhängig von Werken des Gesetzes.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Joh 15, 5ab
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.
Halleluja.
Zum Evangelium Jesus spricht wie einer, der Macht hat. Vor seinem Wort und seiner Person muss der Mensch sich entscheiden. Am Schluss der Bergpredigt wird nochmals klar, worauf es ankommt: auf die Praxis des Lebens. Der Hinweis auf das Endgericht verleiht den Weisungen der Bergpredigt ihr besonderes Gewicht. Der göttliche Richter wird das Leben eines Menschen danach beurteilen, ob er „diese meine Worte hört und danach handelt“.
EvangeliumMt 7, 21–27
Auf Fels gebaut – auf Sand gebaut
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
21Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!,
wird in das Himmelreich kommen,
sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.
22Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr,
sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten
und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben
und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt?
23Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht.
Weg von mir, ihr Gesetzlosen!
24Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt,
ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.
25Als ein Wolkenbruch kam
und die Wassermassen heranfluteten,
als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten,
da stürzte es nicht ein;
denn es war auf Fels gebaut.
26Und jeder, der diese meine Worte hört
und nicht danach handelt,
ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute.
27Als ein Wolkenbruch kam
und die Wassermassen heranfluteten,
als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten,
da stürzte es ein
und wurde völlig zerstört.
Glaubensbekenntnis, S. 378 ff.
Fürbitten vgl. S. 810 ff.
Zur Eucharistiefeier Das Wort Gottes ist die Speise, von der wir leben; Jesus selbst hat davon gelebt, den Willen des Vaters zu tun, und so wird er für uns im Brot des Sakraments zur Leben spendenden Nahrung.
Gabengebet
Herr, unser Gott, im Vertrauen auf deine Güte
kommen wir mit Gaben zu deinem Altar.
Tilge unsere Schuld
durch das Geheimnis des Glaubens,
das wir im Auftrag deines Sohnes feiern,
und schenke uns deine Gnade.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 431 ff.
KommunionversPs 17 (16), 6
Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich.
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede.
Oder:Mk 11, 23.24
So spricht der Herr: Amen, ich sage euch:
Betet und bittet, um was ihr wollt;
glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.
Schlussgebet
Herr, wir haben den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen.
Führe uns durch deinen Geist,
damit wir uns nicht nur mit Worten zu dir bekennen,
sondern dich auch durch unser Tun bezeugen
und den ewigen Lohn erhalten in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Gott hat lebendige Menschen, nicht Strukturen erschaffen. Daher geht es letztlich immer um den Menschen. Die besten Strukturen helfen nichts, wenn der Mensch versagt. „Wer diese meine Wort hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Felsen baut.“ Das heißt: Es genügt nicht, das Wort Gottes zu diskutieren und zu kommentieren, sondern es geht vor allem darum, es zu leben und im Leben zu bezeugen. Denn das Christentum ist und bleibt eine Herausforderung, auch im neuen Millennium, der man – besonders und verständlicherweise in einer Konsumgesellschaft – zu entgehen sucht. … Denn die Forderung nach dem Licht auf dem Berge, das leuchten soll, nach dem Salz, das nicht schal werden soll, gilt für alle Jahrhunderte christlichen Lebens. (Franz Kardinal König)