DIENSTAG
DER 30. WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus,
im Neuen Bund
berufst du aus allen Völkern dein Volk
und führst es zusammen im Heiligen Geist.
Gib, dass deine Kirche ihrer Sendung treu bleibt,
dass sie ein Sauerteig ist für die Menschheit,
die du in Christus erneuern
und zu deiner Familie umgestalten willst.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 207)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung In Röm 8,17 fiel das Wort vom „Leiden“: wir sind Söhne Gottes, denn wir haben den Geist empfangen, der uns zu Söhnen macht; aber unsere Vollendung, die „Herrlichkeit“, steht noch aus, und die gegenwärtige Zeit steht im Zeichen des Leidens. Die Verse 18-30 deuten die Situation des Christen in dieser Zeit (8,18), der Zeit zwischen dem Christusereignis und der Vollendung. Wer seine Situation begreift, kann sie eher bewältigen. (Die Grundaussage dieses Abschnitts steht in V 18; dieser wird durch Vers 19 begründet; der Gedanke von Vers 19 hat seine direkte Fortsetzung in Vers 22.) - Die Schöpfung erreicht ihr Ziel im Menschen und ist, wenn der Mensch sein Ziel verfehlt, „der Vergänglichkeit unterworfen“ sie ist sozusagen enttäuscht, frustriert. Ihre Hoffnung, ihre gespannte Erwartung (V. 19) ist darauf gerichtet, dass der Mensch sein Ziel erreicht, die „Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (V. 21). Bis dahin liegt die Schöpfung „in Geburtswehen“; die Schmerzen, die sie leidet, sind nur erträglich, wenn sie einen Sinn haben: die Geburt des freien, erlösten, von Gott angenommenen Menschen. Eben das ist auch unsere Hoffnung („auch wir“, V. 23). Weil wir diese Hoffnung haben, können wir durchhalten. - Zu 8,18: Röm 3,23; 2 Kor 4,16-18. - Zu 8,20-21: Gen 3,17-18; Koh 1,2; Kol 1,18-20; Offb 21,1. - Zu 8,23: 2 Kor 1,22; 5,2-5; Phil 3,20-21. - Zu 8,24-25: 2 Kor 5,7; Hebr 11,1.
ERSTE Lesung |
Röm 8, 18-25 |
Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
18Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
19Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
20Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung:
21Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
22Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
23Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.
24Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?
25Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.
Antwortpsalm |
Ps 126 (125), 1-2b.2c-3.4-5.6 (R: 3) |
R Großes hat der Herr an uns getan. |
(GL neu 69, 1) |
Da waren wir fröhlich. - R |
1 Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, |
IX. Ton |
da waren wir alle wie Träumende.
2ab Da war unser Mund voll Lachen
und unsere Zunge voll Jubel. - (R)
2cd Da sagte man unter den andern Völkern:
„Der Herr hat an ihnen Großes getan.“
3 Ja, Großes hat der Herr an uns getan.
Da waren wir fröhlich. - (R)
4 Wende doch, Herr, unser Geschick,
wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.
5 Die mit Tränen säen,
werden mit Jubel ernten. - (R)
6 Sie gehen hin unter Tränen
und tragen den Samen zur Aussaat.
Sie kommen wieder mit Jubel
und bringen ihre Garben ein. - R
Jahr II
Zur Lesung Die christliche Gemeinde hat nach Eph 2,6 ihren Platz bei Christus im Himmel, sie ist von der Liebe Gottes umfangen und dazu geschaffen, in Raum und Zeit der Weltgeschichte („den kommenden Zeiten“, 2,7) den Reichtum Gottes sichtbar zu machen. Das tut sie in Kult und Verkündigung, aber auch im Alltag der Welt: überall, wo Christen als Christen leben, wird das Geheimnis Gottes offenbar. Bereich christlicher Bewährung ist im Besonderen die christliche Familie. Von ihr ist im Schlussteil des Epheserbriefs ausführlich die Rede, und zwar entsprechend der Struktur der antiken Familie: 1: von den Ehefrauen und ihren Ehemännern (5,22-33). 2. von Kindern und Vätern (6,1-4), 3. von Sklaven und Herren (6,5-9). Voraus steht die Grundregel: „Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus“ (5,21). Das gilt zunächst für die Ordnung der Ehe. Für das heutige Denken ist die Unterordnung der Frau, wie sie hier verlangt wird, keineswegs so selbstverständlich wie für den Verfasser dieses Briefs, der von den sozialen Voraussetzungen seiner Zeit ausgeht, sie scheinbar nicht antastet, aber sie in ein völlig neues Licht rückt: in das Licht des tiefen Geheimnisses, das „Christus und die Kirche“ heißt (5,32). Die Ehrfurcht vor Christus und die Liebe zu Christus (V. 21 u. 25) bestimmen das Verhältnis der Ehegatten zueinander und machen ihre Ehe zum gelebten Abbild des großen Geheimnisses: der „Ehe“ zwischen Christus und der Kirche. - Kol 3,18-19; 1 Kor 11,2-3; 14,34-36; 1 Petr 3,1-7.
ERSTE Lesung |
Eph 5, 21-33 |
Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser
Brüder!
21Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.
22Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn;
23denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.
24Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.
25Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat,
26um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen.
27So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
28Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
29Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.
30Denn wir sind Glieder seines Leibes.
31Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.
32Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
33Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann.
Antwortpsalm |
Ps 128 (127), 1-2.3.4-5 (R: vgl. 1) |
R Selig die Menschen, die Gottes Wege gehen! - R |
(GL neu 31, 1) |
1 Wohl dem Menschen, der den Herrn fürchtet und ehrt |
IV. Ton |
und der auf seinen Wegen geht!
2 Was deine Hände erwarben, kannst du genießen;
wohl dir, es wird dir gut ergehn. - (R)
3 Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau
drinnen in deinem Haus.
Wie junge Ölbäume sind deine Kinder
rings um deinen Tisch. - (R)
4 So wird der Mann gesegnet,
der den Herrn fürchtet und ehrt.
5 Es segne dich der Herr vom Zion her.
Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Mt 11, 25 |
Halleluja. Halleluja.
Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
Zum Evangelium Jesus verkündet das Reich Gottes; seine Taten zeigen an, dass es gekommen ist. Aber das ist eben die Frage: Kann das, was Jesus tut, wirklich der Anfang jener mächtigen. universalen Gottesherrschaft sein, die wir erwarten und die von den Propheten verheißen ist? Auf diese Frage gibt das Doppelgleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig eine Antwort. Die Anfänge sind klein, schwach, fast unsichtbar kein Wunder, dass die Masse des Volkes und selbst die führenden Leute in Israel es nicht wahrnehmen und nicht wahrhaben wollen, dass Gott auf diese kümmerliche Weise sein großes Werk in Angriff nimmt. Aber wenigstens die Jünger sollen am Beispiel des Senfkorns und des Sauerteigs begreifen, dass die Zukunft bereits begonnen hat und dass Gott sein Werk aus kleinen Anfängen und mit armen Mitteln zu Ende führen wird. Das ist eine Wahrheit, die immer wieder neu gelernt werden muss. - Zu 13,18-19: Mt 13,31-32; Mk 4,30-32. - Zu 13,20-21: Mt 13,33.
Evangelium |
Lk 13, 18-21 |
Das Senfkorn wuchs und wurde zu einem Baum
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit sprach Jesus:
18Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen?
19Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.
20Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen?
21Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.
FÜRBITTEN
Mit unseren Bitten wenden wir uns an Jesus Christus, der ein Diener aller wurde:
Festige das Vertrauen der Christen, dass Gottes Reich aus kleinen Anfängen zur Vollendung kommt. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Segne alle Bemühungen, die dem Wohl der Völker dienen. (Stille) Christus, höre uns.
Lass Einsame erfahren, dass sie nicht verlassen sind. (Stille) Christus, höre uns.
Gib unseren Familien Zusammenhalt und einen lebendigen Glauben. (Stille) Christus, höre uns.
Herr, unser Gott, ohne deinen Beistand vermögen wir nichts. Erhöre unsere Bitten durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Wenn Gläubige sich wundern, dass immer wieder einige von ihnen auf Vorposten stehen und Gefängnis und Tod riskieren, sollte man sich eher über ihr Erstaunen wundern. Während gleichzeitig viele andere sich schweigend in der hohlen Masse verstecken und dahinvegetieren, ohne dass man ihrer gewahr wird, bildet diese Handvoll Narren und Verrückter den Sauerteig, gibt sie der trägen Menge eine Seele. Sie sind es, auf die die Welt schaut, sie allein sind es, die eine Gefahr für den Unglauben bilden; denn sie beweisen zu allen Zeiten das Paradox des christlichen Lebens in dieser Welt“ (Jean Sulivan).