DONNERSTAG DER 28. WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Verborgener Gott.
Du lässt uns Menschen gewähren,
du wartest und greifst nicht ein.
Du gibst uns Zeit,
du öffnest uns Wege,
du redest zu uns in Langmut und Liebe.
Wir danken dir für deine Geduld.
Bring uns heute zur Besinnung.
Mach uns offen für dich.
Lass die ganze verlorene Menschheit hinfinden zu dir.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 313, 22)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Dass alle Menschen, Juden wie Heiden, vor Gott schuldig dastehen, hat Paulus im vorausgehenden Abschnitt (1,18 - 3,20) gezeigt. Schuldig, also verurteilt, wäre die logische Folgerung. Aber „jetzt“ (3,21) geschieht etwas ganz anderes: die rettende Gerechtigkeit Gottes macht die Schuldigen zu „Gerechten“, sie stellt im Menschen die verlorene Gottesherrlichkeit (V. 23) wieder her: in allen Menschen, die glauben (V. 22). Das gilt für Juden und Heiden, denn es gibt für beide nur den einen Gott. Nicht die Sünde überhaupt, sondern der Selbstruhm vor Gott schließt die Gerechtigkeit aus dem Glauben aus. Eine andere Gerechtigkeit aber, etwa aufgrund von Werken des Gesetzes (V. 28) gibt es nicht. Das wird in Kapitel 4 am Beispiel Abrahams verdeutlicht. - Röm 1,16-17; 1 Joh 4,9-10. - Zu 3,24: Röm 5,1; 2 Kor 5,19; Eph 2,4-10. - Zu 3,25: Lev 16,12-16; Hebr 9,1-5. - Zu 3,27: 1 Kor 1,29-31; Gal 6,13-14.
ERSTE Lesung |
Röm 3, 21-30a |
Der Mensch wird gerecht durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
21Jetzt ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, bezeugt vom Gesetz und von den Propheten:
22die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben. Denn es gibt keinen Unterschied:
23Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
24Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.
25Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden;
26er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt.
27Kann man sich da noch rühmen? Das ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, durch das Gesetz des Glaubens.
28Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.
29Ist denn Gott nur der Gott der Juden, nicht auch der Heiden? Ja, auch der Heiden,
30da doch gilt: Gott ist „der Eine“.
Antwortpsalm |
Ps 130 (129), 1-2.3-4.5-6b (R: 7bc) |
R Beim Herr ist die Huld, |
(GL neu 639, 3) |
bei ihm ist Erlösung in Fülle. - R |
1 Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: |
II. Ton |
2 Herr, höre meine Stimme!
Wende dein Ohr mir zu,
achte auf mein lautes Flehen! - (R)
3 Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten,
Herr, wer könnte bestehen?
4 Doch bei dir ist Vergebung,
damit man in Ehrfurcht dir dient. - (R)
5 Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele,
ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
6ab Meine Seele wartet auf den Herrn
mehr als die Wächter auf den Morgen. - R
Jahr II
Zur Lesung Der Epheserbrief unterscheidet sich in Ausdrucksweise und Gedankengang von den früheren Paulusbriefen. Daher sind viele Forscher der Meinung, dieser Brief stamme nicht von Paulus selbst, sondern von einem Apostelschüler. Die Aussagen über Christus und die Kirche gehen sicher über das hinaus, was in den früheren Paulusbriefen gesagt ist, müssen aber als Weiterführung paulinischer Gedanken anerkannt werden. Die Abhängigkeit vom Kolosserbrief ist auffallend. - In einer Zeit der Entwurzelung und Auflösung, in der sich der einzelne seinen Wohnort und seine Lebensweise, auch seine Religion und seine Götter weithin selbst aussuchen konnte (ähnlich wie in unserer Zeit), ist der Epheserbrief eine Besinnung auf die Fundamente: Wo liegt der tiefste Grund der christlichen Existenz, und welche Verantwortung schließt sie in sich? - Der hymnische Lobpreis am Anfang des Briefs (1,3-14) fasst in dem Wort „Segen“ (V. 3) alles Handeln Gottes zusammen. Er hat seinen Ursprung in Gottes ewiger, nicht erklärbarer Liebe (V. 5). Die Geschichte Gottes mit den Menschen ist Offenbarung dieser Liebe und hat zum Ziel das „Lob seiner herrlichen Gnade“ (V. 6.12.14). Einzelne Gaben dieser Liebe (des Segens, V. 3): Vergebung der Sünden (V. 7), Weisheit und Einsicht in das Geheimnis seines Willens (V. 9), die Gewissheit unserer Teilnahme am Gottesreich (V. 11). - Gal 3,14; Joh 17,24; 1 Petr 1,20; 1 Joh 3,1; Joh 1,12; Röm 8,29; 3,24; Kol 1,13-14; Röm 16,25; Kol 1,16.20.
ERSTE Lesung |
Eph 1, 1-10 |
In ihm hat Gott uns erwählt vor der Erschaffung der Welt
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser
1Paulus, durch den Willen Gottes Apostel Christi Jesu, an die Heiligen in Ephesus, die an Christus Jesus glauben.
2Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
3Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
4Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott;
5er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen,
6zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn;
7durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
8Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt
9und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat:
10Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist.
Antwortpsalm |
Ps 98 (97), 1.2-3b.3c-4.5-6 (R: vgl. 2) |
R Der Herr hat sein Heil enthüllt |
(GL neu 55, 1) |
vor den Augen der Völker. - R |
1 Singet dem Herrn ein neues Lied |
VIII. Ton |
denn er hat wunderbare Taten vollbracht.
Er hat mit seiner Rechten geholfen
und mit seinem heiligen Arm. - (R)
2 Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
3ab Er dachte an seine Huld
und an seine Treue zum Hause Israel. - (R)
3cd Alle Enden der Erde
sahen das Heil unsres Gottes.
4 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde,
freut euch, ,jubelt und singt! - (R)
5 Spielt dem Herrn auf der Harfe,
auf der Harfe zu lautem Gesang!
6 Zum Schall der Trompeten und Hörner
jauchzt vor dem Herrn, dem König! - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Joh 14, 6 |
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Vorwürfe gegen die Pharisäer fallen auf die Gesetzeslehrer zurück; denn sie sind es, die mit Autorität das Gesetz des Mose auslegen (Mt 23,2); nach ihrem Wort richten sich die Pharisäer mehr als nach dem Wort des Gesetzes selbst. Sie sind der Meinung, dass erst im Wort des Gesetzeslehrers der wahre, verbindliche Sinn des Gesetzes zum Vorschein kommt. Jesus, der wirkliche Prophet und Weisheitslehrer, macht das Gesetz nicht kompliziert, sondern einfach. Er erschwert die Last, das „Joch“, des Gesetzes nicht mit zahllosen Geboten und Verboten; sein Joch drückt nicht, seine Last ist leicht (Mt 11,30). - Die eigentliche Schuld der Gesetzeslehrer besteht darin, dass sie sich gegen die Erkenntnis sperren, die Jesus ihnen anbietet, und andere daran hindern, an Jesus zu glauben. Warum haben sie, die bei Tag und Nacht in den Schriften forschten, den nicht erkannt, der kam, um die Schrift zu erfüllen? Warum hat Israel seine Propheten umgebracht und ihnen nachher Denkmäler gesetzt? Jesus spricht von der geheimnisvollen Weisheit Gottes (V. 49); er warnt die Gesetzeslehrer: sie haben den Schlüssel der Erkenntnis, den Schlüssel des Himmelreichs. Zum Öffnen, nicht zum Schließen wurde er ihnen gegeben. - Mt 23,29-31.34-36.13.
Evangelium |
Lk 11, 47-54 |
Das Blut aller Propheten wird an dieser Generation gerächt werden, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit sprach Jesus:
47Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden.
48Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten.
49Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen,
50damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird,
51vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden.
52Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.
53Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen;
54sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.
FÜRBITTEN
Zu Jesus Christus, der uns mit seinem Geist erfüllt, wollen wir beten:
Erneuere die Kirche durch das Wirken des Heiligen Geistes.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Hilf, dass bei allen Völkern die Achtung vor der Würde jedes Menschen zunimmt.
Wecke die Gleichgültigen auf, und mach sie eifrig in guten Werken.
Rufe junge Menschen in deinen Dienst, und lass sie großherzig deinem Ruf folgen.
Herr, unser Gott, du hast uns verschiedene Gaben verliehen. Gib, dass wir damit den Mitmenschen dienen durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„IN EINER STEIFEN MORAL kann es Winkel geben voller Staub und Bazillen, Winkel voll Schimmel und verborgener Fäulnis, Schmutz, der von Unbeweglichkeit herrührt, einfach vom Liegengebliebensein. Schmutz vom Nichtaufgeräumtwordensein. Eine biegsame Moral hingegen fordert ein unentwegt aufgefrischtes, auf dem laufenden gehaltenes Herz. Ein immerdar reines Herz ... Die geschmeidige Moral, nicht die steife Moral, nimmt am unerbittlichsten, am härtesten in Beschlag, sie allein ist ununterbrochen da. Sie allein kennt kein Mitleid ... Der ehrlichste Mann ist darum nicht der, der sich scheinbaren Regeln fügt, sondern der, der ausharrt, arbeitet, duldet, schweigt“ (Charles Péguy).