DONNERSTAG DER 27. WOCHE IM JAHRESKREIS

 

TAGESGEBET

Gott, unser Vater,

alles Gute kommt allein von dir,

ohne dich vermögen wir nichts.

Erweise allen, die zu dir rufen, deine Liebe.

Halte fern, was uns schadet,

und gewähre, was uns zum Heile dient.

Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 273)

 

Oder ein anderes Tagesgebet

 

 

Jahr I

Zur Lesung Die Frommen der nachexilischen Jerusalemer Gemeinde geben ihrer Enttäuschung massiven Ausdruck: es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. Die frechen und übermütigen Menschen haben es leichter, und es geht ihnen besser. Dass auf den Guten der Segen Gottes ruht, der sich in Gesundheit, Reichtum, Ansehen offenbart, ist alttestamentliche Auffassung, die immer wieder zu Krisen des Glaubens geführt hat, zumal da man unter Glück nur das diesseitige Wohlergehen verstand (vgl. Ijob 31; Koh 7,15; 8,14). Der Prophet Maleachi hat darauf als erste, vorläufige Antwort die, dass Jahwe auf solche Beschwerden hinhört und dass er sich an das, was die Menschen tun, erinnert: an das Gute und an das Böse; das ist der Sinn des himmlischen Buches, in das alles eingetragen wird. Das abschließende Wort des Propheten ist eine Verheißung für den Tag, der kommen wird, den Gerichtstag (V. 19). Es wird ein schrecklicher Tag sein, aber für die Gottesfürchtigen ein Tag der Rettung und Freude. Der Prophet bleibt also beim Vergeltungsdenken seiner Zeit, aber das Gericht wird ein göttliches Gericht sein. - Zu 3,14: Ijob 21,14-15; Ps 73,13; Jes 58,3. - Zu 3,16: Ps 139,16; Dan 7,10; Ps 115,11. - Zu 3,17: Ps 103,13. - Zu 3,18: Ps 58,12. - Zu 3,20: Weish 19,9; Lk 1,78; Joh 8,12.

 

 

ERSTE Lesung

Mal 3, 13-20a

Der Tag, der kommt, wird sie verbrennen

Lesung aus dem Buch Maleachi

13Was ihr über mich sagt, ist kühn, spricht der Herr. Doch ihr fragt: Was sagen wir denn über dich?

14Ihr sagt: Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnungen achten und vor dem Herrn der Heere in Trauergewändern umhergehen?

15Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler haben Erfolg; sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon. -

16Darüber redeten die miteinander, die den Herrn fürchten. Der Herr horchte auf und hörte hin, und man schrieb vor ihm ein Buch, das alle in Erinnerung hält, die den Herrn fürchten und seinen Namen achten.

17Sie werden an dem Tag, den ich herbeiführe - spricht der Herr der Heere -, mein besonderes Eigentum sein. Ich werde gut zu ihnen sein, wie ein Mann gut ist zu seinem Sohn, der ihm dient.

18Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem, der Unrecht tut, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.

19Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu, und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben.

20aFür euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung.

 

 

Antwortpsalm

Ps 1, 1-2.3.4 u. 6 (R: vgl. Jer 17, 7)

          R Gesegnet, wer auf den Herrn sich verlässt. - R

(GL neu 31, 1)

1        Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt,

IV. Ton

          nicht auf dem Weg der Sünder geht,

          nicht im Kreis der Spötter sitzt,

2        sondern Freude hat an der Weisung des Herrn,

          über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. - (R)

3        Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist,

          der zur rechten Zeit seine Frucht bringt

          und dessen Blätter nicht welken.

          Alles, was er tut

          wird ihm gut gelingen. - (R)

4        Nicht so die Frevler:

          Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.

6        Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,

          der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund. - R

 

 

Jahr II

Zur Lesung   Wird der Mensch durch die Erfüllung des (mosaischen) Gesetzes gerettet oder durch den Glauben an Jesus Christus; das ist die entscheidende Frage im mittleren Teil des Galaterbriefs (3,1 - 5,12). Der Galaterbrief ist keine sachliche Abhandlung wie der Römerbrief, sondern eine erregte Auseinandersetzung, in der Paulus selbst immer neu um Klarheit des Gedankens und des Wortes ringt. - Wie soll er diesen „unvernünftigen Galatern“ klarmachen, dass ihre frommen Anstrengungen, das Gesetz zu beobachten, „Fleisch“ sind und sie niemals ans Ziel führen können, zu der „Vollendung“ (V. 3), die vor Gott gilt? Immer schon war es die schwierigste Sache der Welt, eine falsch gerichtete Frömmigkeit zu korrigieren. Paulus kann die Galater an die Anfänge ihres Glaubens erinnern, an die große Erfahrung des Geistes, der ihnen damals geschenkt wurde, gewiss nicht „vergeblich“; eine Quelle neuen Lebens und neuer Freude war ihnen aufgebrochen, woher war sie gekommen? Nicht vom jüdischen Gesetz - von ihm wussten sie damals noch gar nichts -, sondern allein aus dem Glauben an den Gekreuzigten. Und wovon werden sie in Zukunft leben, vom Gesetz und seiner Leistung oder vom Glauben an Jesus Christus? An dieser Frage entscheidet sich alles. - Zu 3,1: 1 Kor 2,2; Gal 2,19-21. - Zu 3,2: Röm 5,5.

 

 

ERSTE Lesung

Gal 3, 1-5

Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen?

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater

Brüder!

1Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden?

2Dies eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen?

3Seid ihr so unvernünftig? Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut, und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung.

4Habt ihr denn so Großes vergeblich erfahren? Sollte es wirklich vergeblich gewesen sein?

5Warum gibt euch denn Gott den Geist und bewirkt Wundertaten unter euch? Weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft des Glaubens angenommen habt?

 

 

Antwortpsalm

Lk 1, 68-69.70-71.72-73.74-75 (R: 68)

          R Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!

(GL neu 631, 3 oder 62, 1 )

          Denn er hat sein Volk besucht. - R
68      Gepriesen sei der Herr der Gott Israels!

IX. oder V. Ton

          Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;

69      er hat uns einen starken Retter erweckt

          im Hause seines Knechtes David. - (R)

70      So hat er verheißen von alters her

          durch den Mund seiner heiligen Propheten.

71      Er hat uns errettet vor unseren Feinden

          und aus der Hand aller, die uns hassen. - (R)

72      Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet

          und an seinen heiligen Bund gedacht.

73      Er hat an den Eid gedacht,

          den er unserm Vater Abraham geschworen hat. - (R)

74      Er hat uns geschenkt,

          dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen

75      in Heiligkeit und Gerechtigkeit

          vor seinem Angesicht all unsre Tage. - R

 

 

Jahr I und II

Ruf vor dem Evangelium

Vers: vgl. Apg 16, 14b

Halleluja. Halleluja.

Herr, öffne uns das Herz,

dass wir auf die Worte deines Sohnes hören.

Halleluja.

 

 

Zum Evangelium  Die Jesusworte dieses Abschnitts gehören unter sich eng zusammen. Lukas hat sie an das Vaterunser angeschlossen; sie sind eine Fortsetzung der Unterweisung Jesu über das Gebet. Es ist nicht nur erlaubt, Gott um etwas zu bitten: die Jünger werden dazu eindringlich aufgefordert. Der Mensch ehrt Gott nicht nur dadurch, dass er lobt und anbetet; er ehrt ihn nicht weniger, wenn er seine leeren Hände zu ihm aufhebt und glaubt, dass sie ihm mit guten Gaben gefüllt werden. An Gottes Güte zweifeln wäre so viel wie an Gott selbst zweifeln; an dem Gott, der nicht ein blindes Schicksal, sondern ein hilfsbereiter Freund und ein Vater ist, mehr als ein irdischer Freund und Vater es sein kann. Um was dürfen wir bitten? Um alles, was wir brauchen: um das tägliche Brot um den Heiligen Geist. Der Heilige Geist steht am Ende dieser Unterweisung als der Inbegriff aller Gaben, die der Mensch von Gott erbitten und empfangen kann. Er ist die große Gabe, die Quelle, die weiterströmt ins ewige Leben (Joh 7,38). - Lk 18,1-8; Mt 7,7-11; Joh 14,13-17.

 

 

Evangelium

Lk 11, 5-13

Bittet, dann wird euch gegeben

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit

5sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote;

6denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!,

7wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?

8Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.

9Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.

10Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.

11Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet,

12oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?

13Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

 

 

FÜRBITTEN

Mit unseren Bitten wenden wir uns an Christus, der mit uns Mahlgemeinschaft hält:

Bewahre alle in der Einheit des Glaubens, die teilhaben an dem einen Brot.

A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

Führe die Völker auf den Weg deiner Gebote.

Mach uns bereit, Not zu wenden und Leid zu lindern.

Dränge uns, vertrauensvoller zum Vater im Himmel zu beten.

Allmächtiger Vater, deine Güte kennt keine Grenzen. Erhöre unser Gebet durch Christus, unseren Herrn.     A.: Amen.

 

 

„Lass mich nicht beten,  behütet zu sein vor Gefahren, sondern sie furchtlos zu bestehen.

Lass mich nicht beten um Stillung meines Schmerzes, sondern um das Herz, das ihn besiegt ...

Lass mich nicht ausschauen nach Bundesgenossen auf dem Schlachtfeld des Lebens, sondern vertrauen auf eigene Kraft.

Lass mich nicht in banger Furcht um Rettung flehen, sondern um Ausdauer im Ringen um die Freiheit.

Lass nicht zu, dass ich ein Feigling sei, der nur im Erfolg deine Gnade fühlt, sondern lass mich auch in meinem Misslingen das Walten deiner Hand erkennen (Rabindranath Tagore).

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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