FREITAG

TAGESGEBET

Herr.Du kennst unser Elend:
Wir reden miteinander und verstehen uns nicht.
Wir schließen Verträge und vertragen uns nicht.
Wir sprechen vom Frieden und rüsten zum Krieg.
Zeig uns einen Ausweg.
Sende deinen Geist,
damit er den Kreis des Bösen durchbricht
und das Angesicht der Erde erneuert.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 311, 18)

Oder ein anderes TAGESGEBET (vgl. S. 2).

Jahr I

ZUR LESUNG  Es gibt in der Bibel keine ausführliche Beschreibung der paradiesischen Lebensweise. Die Paradiesgeschichte ist nicht für neugierige Menschen geschrieben, sondern für fragende, gequälte Menschen. Sie will Antwort geben auf das große Warum der Menschheitsgeschichte: Wenn Gott die Welt und den Menschen gut geschaffen hat, warum diese Zwiespältigkeit im Menschenleben, warum das Leiden, warum der Tod? Sicher ist es nicht die Absicht des biblischen Erzählers, alle Schuld auf die Schlange oder gar (wie Adam es versuchte) auf die Frau abzuschieben. Im Rahmen der Erzählung ist die Schlange zunächst nichts anderes als die Person gewordene Versuchung. Sie beginnt mit einer harmlos scheinenden, aber bereits den Sachverhalt verfälschenden Frage, sät dann den Zweifel und das Misstrauen und zieht sich leise zurück; die Saat wird aufgehen. – Worin bestand die Sünde? Im Essen der verbotenen Frucht. Aber welches war die verbotene Frucht? Ob es ein Apfel oder eine Feige war (die Bibel sagt weder das eine noch das andere) oder ein Geschlechtsgenuss, der gegen die Ordnung Gottes verstieß, oder sonst etwas, ist unwichtig. Wesentlich ist, dass der Mensch Gott misstraute, ihm den Gehorsam verweigerte und die Frucht an sich riss, von der er die Erkenntnis von gut und böse erhoffte: Wissen, Macht, Fülle des Lebens. Die Folgen werden in der heutigen Lesung kurz angedeutet: Die Menschen schämen sich voreinander und vor Gott. Trennung, Spaltung, Angst: Das ist seither die Welt. Denn die Sünde geschah nicht nur einmal, sie geschieht immer wieder, ja sie wächst mit den Möglichkeiten, die dem Menschen im Lauf der Jahrtausende zuwachsen. – Ez 28, 11–19; Weish 2, 24; Sir 25, 24; Joh 8, 44; Röm 5, 12–21; Offb 12, 9; 20, 2; Gen 2, 17; 3, 22; Jes 14, 13–15; 2 Sam 5, 24; 1 Kön 19, 11–13; Ijob 13, 16.

ERSTE LESUNGGen 3, 1–8

Die Schlange sagte zur Frau: Ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse

Lesung
aus dem Buch Génesis.

1Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes,
die Gott, der Herr, gemacht hatte.
Sie sagte zu der Frau:
Hat Gott wirklich gesagt:
Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?
2Die Frau entgegnete der Schlange:
Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen;
3nur von den Früchten des Baumes,
der in der Mitte des Gartens steht,
hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen
und daran dürft ihr nicht rühren,
sonst werdet ihr sterben.
4Darauf sagte die Schlange zur Frau:
Nein, ihr werdet nicht sterben.
5Gott weiß vielmehr:
Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf;
ihr werdet wie Gott
und erkennt Gut und Böse.
6Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen,
dass der Baum eine Augenweide war
und begehrenswert war, um klug zu werden.
Sie nahm von seinen Früchten und aß;
sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war,
und auch er aß.
7Da gingen beiden die Augen auf
und sie erkannten, dass sie nackt waren.
Sie hefteten Feigenblätter zusammen
und machten sich einen Schurz.
8Als sie an den Schritten hörten, dass sich Gott, der Herr,
beim Tagwind im Garten erging,
versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn,
inmitten der Bäume des Gartens.

ANTWORTPSALMPs 32 (31), 1–2.5.6–7 (Kv: vgl. 5.7)

Kv Herr, vergib mir meine Schuld,GL 517, IV. Ton
verzeih mir meine Sünde! – Kv

1Selig der, dessen Frevel vergeben ∗
und dessen Sünde bedeckt ist.
2Selig der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt ∗
und in dessen Geist keine Falschheit ist. – (Kv)
5Ich bekannte dir meine Sünde ∗
und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir.
Ich sagte: Meine Frevel will ich dem Herrn bekennen. ∗
Und du hast die Schuld meiner Sünde vergeben. – (Kv)
6Darum soll jeder Fromme zu dir beten, /
solange du dich finden lässt. ∗
Fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen.
7Du bist mein Schutz, du bewahrst mich vor Not ∗
und rettest mich und hüllst mich in Jubel. – Kv

Jahr II

ZUR LESUNG  Gegen Ende der Regierung Salomos wuchs die Unzufriedenheit mit der politischen und sozialen Situation. Auch die Stellung, die der König im Tempelkult beanspruchte, und seine Nachgiebigkeit gegenüber fremden Kulten gaben Anlass zu Kritik und Widerstand. Als Sprecher der religiösen Kreise trat der Prophet Ahija aus Schilo auf. Sein Mantel war neu, so neu wie das davidisch-salomonische Reich. Wenn er den neuen Mantel in 12 Fetzen zerriss und 10 davon dem Jerobeam zuteilte, so war das deutlich genug. Jerobeam gehörte nicht zur Familie des Königs. Er war ein hoher Beamter in der Verwaltung (11, 26–28). Ihm werden 10 Stämme, also der größte Teil des Reiches, zufallen; dem davidischen König wird nur der Stamm Juda bleiben (der Stamm Levi hatte keinen Landbesitz). Gott wird das Haus David bestrafen, aber er wird es nicht ausrotten. Er steht zu seiner Verheißung (2 Sam 7), kann sie aber wegen des Versagens der Menschen nicht voll verwirklichen. – 1 Sam 15, 26–28; 2 Sam 19, 44; Sir 47, 12–22.

ERSTE LESUNG1 Kön 11, 29–32; 12, 19

Israel überwarf sich mit dem Haus David

Lesung
aus dem ersten Buch der Könige.

11, 29Als in jener Zeit Jeróbeam einmal aus Jerusalem herauskam,
begegnete ihm auf dem Weg der Prophet Ahíja aus Schilo.
Dieser war mit einem neuen Mantel bekleidet.
Während nun beide allein auf freiem Feld waren,
30 fasste Ahíja den neuen Mantel, den er anhatte,
zerriss ihn in zwölf Stücke
31und sagte zu Jeróbeam: Nimm dir zehn Stücke;
denn so spricht der Herr, der Gott Israels:
Ich nehme Sálomo das Königtum weg
und gebe dir zehn Stämme.
32Nur ein Stamm soll ihm verbleiben wegen meines Knechtes David
und wegen Jerusalem,
der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe.
12, 19So überwarf sich Israel mit dem Haus David
bis zum heutigen Tag.

ANTWORTPSALMPs 81 (80), 10–11b.12–13.14–15 (Kv: vgl. 6c.9a)

Kv Hört auf die Stimme des Herrn! – KvGL 53,1, VI. Ton

10Kein fremder Gott soll bei dir sein, ∗
du sollst dich nicht niederwerfen vor einem fremden Gott.
11abIch bin der Herr, dein Gott, ∗
der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. – (Kv)
12Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; ∗
Israel hat mich nicht gewollt.
13Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen: ∗
„Sollen sie gehen nach ihren eigenen Plänen.“ – (Kv)
14Ach, dass mein Volk doch auf mich hörte, ∗
dass Israel gehen wollte auf meinen Wegen!
15Wie bald würde ich seine Feinde beugen, ∗
meine Hand gegen seine Bedränger wenden. – Kv

Jahr I und II

RUF VOR DEM EVANGELIUMVers: vgl. Apg 16, 14b

Halleluja. Halleluja.
Herr, öffne uns das Herz,
dass wir auf die Worte deines Sohnes hören.
Halleluja.

ZUM EVANGELIUM  In der Mitte dieses Evangeliums steht das aramäische Wort „Effata – Öffne dich!“ Gottes Macht und Weisheit ist am Werk (vgl. Weish 10, 21), um wiederherzustellen, was am Anfang gut und heil geschaffen wurde. Dass der Mensch hören und sprechen kann, gehört zu seiner natürlichen Ganzheit. Die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch setzt voraus, dass der Mensch das Wort Gottes hört und versteht (vgl. Mk 7, 14) und dass er ihm antwortet. Auch unter uns Menschen gibt es keine Gemeinschaft, wenn wir nicht miteinander reden und aufeinander hören. – Mt 15, 29–31; Mk 6, 5; 8, 23; 1, 34; 9, 25; Mt 9, 33.

EvangeliumMk 7, 31–37

Er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit
31 verließ Jesus das Gebiet von Tyrus
und kam über Sidon an den See von Galiläa,
mitten in das Gebiet der Dekápolis.
32Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte,
und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen.
33Er nahm ihn beiseite,
von der Menge weg,
legte ihm die Finger in die Ohren
und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel;
34danach blickte er zum Himmel auf,
seufzte
und sagte zu ihm: Éffata!,
das heißt: Öffne dich!
35Sogleich öffneten sich seine Ohren,
seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit
und er konnte richtig reden.
36Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen.
Doch je mehr er es ihnen verbot,
desto mehr verkündeten sie es.
37Sie staunten über alle Maßen
und sagten: Er hat alles gut gemacht;
er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

FÜRBITTEN

Christus hat uns den Mund geöffnet. Wir sollen über ihn sprechen, aber wir sollen auch mit ihm sprechen. So bitten wir ihn:
■ Für alle, denen du im Éffata-Ritus der Taufe Ohren und Mund geöffnet hast: Lass sie dein Wort hören und den Glauben bekennen.
■ Für alle Tauben und Hörenden: Lass sie Wege finden, sich gegenseitig zu verstehen.
■ Für alle, die keine Stimme in der Gesellschaft haben: Gib ihnen Menschen an die Seite, die sich für sie und ihre Anliegen einsetzen.
■ Für alle, die angesichts des Leids in der Welt verstummen: Gib ihnen Grund, Freude und Dankbarkeit laut werden zu lassen.
Als Getaufte sind wir von dir berührt und geöffnet für dein Dasein in der Welt. Für deinen Bund mit uns danken wir dir in Ewigkeit. – A: Amen.

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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