Fünfter Fastensonntag
„Das Übel mit der Wurzel ausrotten“, das sagt sich leicht. Besser wäre es, die Wurzel zu heilen. Aber wer kann das und wie kommt man an die Wurzel? Ist Strafe ein geeignetes Mittel zur Besserung? Die Antwort Jesu: Heilen und helfen kann nur die Liebe.
EröffnungsversPs 43 (42), 1–2
Verschaff mir Recht, o Gott,
und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk!
Rette mich vor bösen und tückischen Menschen,
denn du bist mein starker Gott.
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt
dem Tod überliefert.
Lass uns in seiner Liebe bleiben
und mit deiner Gnade aus ihr leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Hat Gott nur in alten Zeiten gesprochen und eingegriffen? Hilft er auch heute noch? Einst hat Gott Israel aus Ägypten herausgeführt und jetzt sagt der Prophet: Gott wird noch Größeres tun, um sein Volk aus neuer Knechtschaft zu befreien und es aus dem Exil wieder in die Heimat zurückzuführen. Gott, der Schöpfer und Erlöser, ist immer auch ein Gott der Zukunft. Sache der Geretteten wird es sein, der späteren Generation von Gottes Taten zu erzählen; die Erinnerung muss zur Verkündigung werden.
Erste LesungJes 43, 16–21
Seht her, ich schaffe Neues; ich tränke mein Volk
Lesung
aus dem Buch Jesája.
16So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt,
einen Pfad durch gewaltige Wasser,
17der Wagen und Rosse ausziehen lässt,
zusammen mit einem mächtigen Heer;
doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf,
sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
18Der Herr spricht:
Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr!
19Siehe, nun mache ich etwas Neues.
Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste
und Flüsse durchs Ödland.
20Die wilden Tiere werden mich preisen,
die Schakale und Strauße,
denn ich lasse in der Wüste Wasser fließen
und Flüsse im Ödland,
um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.
21Das Volk, das ich mir geformt habe,
wird meinen Ruhm verkünden.
AntwortpsalmPs 126 (125), 1–2b.2c–3.4–5.6 (Kv: 3)
Kv Groß hat der Herr an uns gehandelt.GL 432
Da waren wir voll Freude. – Kv
1Als der Herr das Geschick Zions wendete, *
da waren wir wie Träumende.
2abDa füllte sich unser Mund mit Lachen *
und unsere Zunge mit Jubel. – (Kv)
2cdDa sagte man unter den Völkern: *
Groß hat der Herr an ihnen gehandelt!
3Ja, groß hat der Herr an uns gehandelt. *
Da waren wir voll Freude. – (Kv)
4Wende doch, Herr, unser Geschick *
wie die Bäche im Südland!
5Die mit Tränen säen, *
werden mit Jubel ernten. – (Kv)
6Sie gehen, ja gehen und weinen *
und tragen zur Aussaat den Samen.
Sie kommen, ja kommen mit Jubel *
und bringen ihre Garben. – Kv
Zur 2. Lesung Paulus erinnert sich an die Zeit vor seiner Bekehrung, an seine Herkunft, Bildung und Gesetzestreue. Dann aber hat Christus ihn eingeholt und Paulus beginnt zu verstehen, was vor Gott wirklich gilt. Eigene Taten und Leistungen begründen kein Recht Gott gegenüber. Hier gilt nur der vertrauende Glaube, der sich immer neu von der Wahrheit Christi und von der Macht seiner Liebe prägen lässt.
Zweite LesungPhil 3, 8–14
Um Christi willen habe ich alles aufgegeben – seinem Tod soll ich gleich gestaltet werden
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philíppi.
Schwestern und Brüder!
8Ich halte dafür, dass alles Verlust ist,
weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn,
alles überragt.
Seinetwegen habe ich alles aufgegeben
und halte es für Unrat,
um Christus zu gewinnen
9 und in ihm erfunden zu werden.
Nicht meine Gerechtigkeit will ich haben,
die aus dem Gesetz hervorgeht,
sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt,
die Gerechtigkeit, die Gott schenkt aufgrund des Glaubens.
10Christus will ich erkennen
und die Macht seiner Auferstehung
und die Gemeinschaft mit seinen Leiden,
indem ich seinem Tod gleich gestaltet werde.
11So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.
12Nicht dass ich es schon erreicht hätte
oder dass ich schon vollendet wäre.
Aber ich strebe danach, es zu ergreifen,
weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin.
13Brüder und Schwestern, ich bilde mir nicht ein,
dass ich es schon ergriffen hätte.
Eines aber tue ich:
Ich vergesse, was hinter mir liegt,
und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.
14Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis:
der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Joël 2, 12.13
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir! – Kv
Kehrt um zum Herrn von ganzem Herzen;
denn er ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Huld.
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir!
Zum Evangelium Die Erzählung von der Ehebrecherin erinnert an die Geschichte von der ungerecht verurteilten Susanna im Buch Daniel. Jesus ist mehr als Daniel: Er verteidigt nicht eine Schuldlose, er vergibt der Sünderin. Und er warnt uns davor, über das Herz und die Gesinnung anderer Menschen zu urteilen.
EvangeliumJoh 8, 1–11
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
1 ging Jesus zum Ölberg.
2Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel.
Alles Volk kam zu ihm.
Er setzte sich und lehrte es.
3Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau,
die beim Ehebruch ertappt worden war.
Sie stellten sie in die Mitte
4und sagten zu ihm: Meister,
diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.
5Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben,
solche Frauen zu steinigen.
Was sagst du?
6Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen,
um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen.
Jesus aber bückte sich und
schrieb mit dem Finger auf die Erde.
7Als sie hartnäckig weiterfragten,
richtete er sich auf
und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist,
werfe als Erster einen Stein auf sie.
8Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
9Als sie das gehört hatten,
ging einer nach dem anderen fort,
zuerst die Ältesten.
Jesus blieb allein zurück
mit der Frau, die noch in der Mitte stand.
10Er richtete sich auf
und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben?
Hat dich keiner verurteilt?
11Sie antwortete: Keiner, Herr.
Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht.
Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
Fürbitten vgl. S. 806 ff.
Zur Eucharistiefeier Jesus, da wo ich keinen Weg mehr sehe, da schaffst du einen Weg durch meine Wüste. Du verurteilst nicht meine Sünde und meine Schuld, sondern du machst mich frei davon. Danke, dass du mir meine Würde zurückgibst.
Gabengebet
Erhöre uns, allmächtiger Gott.
Du hast uns durch dein Wort
zum Zeugnis eines christlichen Lebens berufen.
Reinige uns durch dieses Opfer
und stärke uns zum Kampf gegen das Böse.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation vom 5. Fastensonntag, S. 413
oder Präfationen für die Fastenzeit, S. 413 f.
KommunionversJoh 8, 10–11
Frau, hat dich keiner verurteilt? – Keiner, Herr!
Auch ich verurteile dich nicht.
Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns
das Sakrament der Einheit geschenkt.
Lass uns immer lebendige Glieder Christi bleiben,
dessen Leib und Blut wir empfangen haben.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Jesus kam als einer von uns, als ganzer Mensch; er kam genau dahin, wo wir uns befinden. Der Menschensohn erleidet ein Menschenschicksal, ja ein mühevolles und schmerzliches Geschick bis hin zum Tod am Kreuz. Er trägt all das aus und leidet all das aus, was an Widerstreit, an Not und Last unser Dasein bedrückt. Er erspart sich keinen unserer steinigen Wege. Er teilt unser Schicksal wie ein Liebender, der nicht will, dass es ihm anders ergehe als seinem geliebten Du. (Georg Moser)