Vierter Fastensonntag
Gottes Schaffen beschränkt sich nicht auf den ersten Anfang. Gott ist treu und er lässt seine Schöpfung nicht zugrunde gehen. Er spricht das Schöpfungswort weiter in seinem Segen und in seiner Vergebung. Gott liebt die Welt, auch den Menschen, der schuldig geworden ist – so sehr, dass er seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat (1 Joh 4, 10).
EröffnungsversVgl. Jes 66, 10–11
Freue dich, Stadt Jerusalem!
Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart.
Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung.
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
du hast in deinem Sohn
die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt.
Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben,
damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Die Paschafeier in Gilgal bedeutet für Israel den Abschluss der Wüstenwanderung und den Neuanfang im Kulturland Kanaan. Mit den großen Erinnerungen verbinden sich noch größere Erwartungen. Die ungesäuerten Brote sind eine Erstlingsgabe des verheißenen Landes, in dem das Volk endlich zur Ruhe kommen soll. Jesus aber wird die Sakramente des Alten Bundes in die neue Wirklichkeit hinüberführen: Er selbst wird das wahre Pascha-Lamm sein und das Brot für das Leben der Welt.
Erste LesungJos 5, 9a.10–12
Als die Israeliten in das verheißene Land eingezogen waren, feierten sie das Pascha
Lesung
aus dem Buch Jósua.
In jenen Tagen
9a sagte der Herr zu Jósua:
Heute habe ich die ägyptische Schande von euch abgewälzt.
10Als die Israeliten in Gilgal ihr Lager hatten,
feierten sie am Abend des vierzehnten Tages jenes Monats
in den Steppen von Jéricho das Pessach.
11Am Tag nach dem Pessach, genau an diesem Tag,
aßen sie ungesäuerte Brote und geröstetes Getreide
aus dem Ertrag des Landes.
12Vom folgenden Tag an,
nachdem sie von dem Ertrag des Landes gegessen hatten,
blieb das Manna aus;
von da an hatten die Israeliten kein Manna mehr,
denn sie aßen in jenem Jahr von der Ernte des Landes Kanaan.
AntwortpsalmPs 34 (33), 2–3.4–5.6–7 (Kv: 9a)
Kv Kostet und seht, wie gut der Herr ist! – KvGL 39,1
2Ich will den Herrn allezeit preisen; *
immer sei sein Lob in meinem Mund.
3Meine Seele rühme sich des Herrn; *
die Armen sollen es hören und sich freuen. – (Kv)
4Preist mit mir die Größe des Herrn, *
lasst uns gemeinsam seinen Namen erheben!
5Ich suchte den Herrn und er gab mir Antwort, *
er hat mich all meinen Ängsten entrissen. – (Kv)
6Die auf ihn blickten, werden strahlen, *
nie soll ihr Angesicht vor Scham erröten.
7Da rief ein Armer und der Herr erhörte ihn *
und half ihm aus all seinen Nöten. – Kv
Zur 2. Lesung Der Mensch kann sich von Gott entfernen und seinem eigenen Wesen fremd werden; das Verlorene zurückgewinnen kann er jedoch nicht aus eigener Kraft. Aber Gott selbst hat durch Christus seine Bereitschaft zur Versöhnung gezeigt. Eine versöhnte Welt, das ist wie eine neue Welt, eine neue Schöpfung. Auch sie ist noch nicht fertig. Gott trägt bis zum Tag der Vollendung Menschen auf, Botschafter seiner Versöhnung zu sein.
Zweite Lesung2 Kor 5, 17–21
Gott hat uns durch Christus mit sich versöhnt
Lesung
aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
17Wenn also jemand in Christus ist,
dann ist er eine neue Schöpfung:
Das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
18Aber das alles kommt von Gott,
der uns durch Christus mit sich versöhnt
und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat.
19Ja, Gott war es,
der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat,
indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete
und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat.
20Wir sind also Gesandte an Christi statt
und Gott ist es, der durch uns mahnt.
Wir bitten an Christi statt:
Lasst euch mit Gott versöhnen!
21Er hat den, der keine Sünde kannte,
für uns zur Sünde gemacht,
damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Lk 15, 18
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir! – Kv
Ich will zu meinem Vater gehen
und ihm sagen:
Vater, ich habe mich versündigt gegen den Himmel und gegen dich.
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir!
Zum Evangelium Man hat es Jesus übel genommen, dass er zu den Sündern gut war. Jesus hat darauf mit drei Gleichnissen geantwortet: das verlorene Schaf, die verlorene Drachme, der verlorene Sohn. Der ältere Bruder des verlorenen Sohnes vertritt die Gerechtigkeit, wie er sie versteht, aber Gottes Gerechtigkeit ist von anderer Art. Gott freut sich, wenn er einem Sünder vergeben kann, mehr noch als er sich über die Werke seiner ersten Schöpfung freut.
EvangeliumLk 15, 1–3.11–32
Dein Bruder war tot und lebt wieder
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit
1 kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus,
um ihn zu hören.
2Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber
und sagten: Dieser nimmt Sünder auf
und isst mit ihnen.
3Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis
11und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne.
12Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater:
Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht!
Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf.
13Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen
und zog in ein fernes Land.
Dort führte er ein zügelloses Leben
und verschleuderte sein Vermögen.
14Als er alles durchgebracht hatte,
kam eine große Hungersnot über jenes Land
und er begann Not zu leiden.
15Da ging er zu einem Bürger des Landes
und drängte sich ihm auf;
der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.
16Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt,
die die Schweine fraßen;
aber niemand gab ihm davon.
17Da ging er in sich
und sagte:
Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss,
ich aber komme hier vor Hunger um.
18Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen
und zu ihm sagen: Vater,
ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.
19Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein;
mach mich zu einem deiner Tagelöhner!
20Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.
Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen
und er hatte Mitleid mit ihm.
Er lief dem Sohn entgegen,
fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21Da sagte der Sohn zu ihm: Vater,
ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt;
ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
22Der Vater aber sagte zu seinen Knechten:
Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an,
steckt einen Ring an seine Hand
und gebt ihm Sandalen an die Füße!
23Bringt das Mastkalb her und schlachtet es;
wir wollen essen und fröhlich sein.
24Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder;
er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Und sie begannen, ein Fest zu feiern.
25Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld.
Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam,
hörte er Musik und Tanz.
26Da rief er einen der Knechte
und fragte, was das bedeuten solle.
27Der Knecht antwortete ihm:
Dein Bruder ist gekommen
und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen,
weil er ihn gesund wiederbekommen hat.
28Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.
Sein Vater aber kam heraus
und redete ihm gut zu.
29Doch er erwiderte seinem Vater:
Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir
und nie habe ich dein Gebot übertreten;
mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt,
damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.
30Kaum aber ist der hier gekommen,
dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat,
da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
31Der Vater antwortete ihm:
Mein Kind, du bist immer bei mir
und alles, was mein ist, ist auch dein.
32Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen;
denn dieser, dein Bruder, war tot
und lebt wieder;
er war verloren
und ist wiedergefunden worden.
Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.
Fürbitten vgl. S. 806 ff.
Zur Eucharistiefeier Guter Vater, egal wie oft ich falle, du stehst immer mit offenen Armen da und nimmst mich auf. Ich darf immer auf deine Vergebung hoffen und darauf, dass ich mir deine Liebe nicht erst verdienen muss. Du liebst mich hier und jetzt genau so, wie ich bin. Darum komme ich jetzt zu dir.
Gabengebet
Herr, unser Gott,
in der Freude auf das Osterfest
bringen wir unsere Gaben dar.
Hilf uns, gläubig und ehrfürchtig das Opfer zu feiern,
das der Welt Heilung schenkt und den Tod überwindet.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation vom 4. Fastensonntag, S. 412
oder Präfationen für die Fastenzeit, S. 413 f.
KommunionversVgl. Lk 15, 32
Freue dich, mein Sohn, denn dein Bruder war tot und lebt wieder:
er war verloren und wurde wieder gefunden.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
dein ewiges Wort ist das wahre Licht,
das jeden Menschen erleuchtet.
Heile die Blindheit unseres Herzens,
damit wir erkennen, was vor dir recht ist,
und dich aufrichtig lieben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Gottes bedingungslose Liebe
Was können wir von der Liebe Gottes sagen? Wir können sagen, dass sie bedingungslos ist, keine Vorbehalte macht. Gott kennt kein: „Ich liebe dich, wenn du …“. Im Herzen Gottes gibt es keine „Wenn“ und „Aber“. Gottes Liebe zu uns hängt nicht davon ab, was wir sagen oder tun, wie wir aussehen oder wie intelligent wir sind, welche Erfolge wir vorzuweisen haben oder welches Ansehen wir genießen. Gottes Liebe zu uns bestand, schon bevor wir geboren wurden, und wird noch bestehen, wenn wir längst nicht mehr sind. Gottes Liebe währt von Ewigkeit zu Ewigkeit und ist an keine zeitlich bedingten Ereignisse oder Umstände gebunden. (Henri Nouwen)