Der Advent
Erster Adventssonntag
Der Anfang der Geschichte und ihre Vollendung durch Christus, das Kommen des Herrn und seine Anwesenheit in unserer Welt: Im Advent wird uns das alles gegenwärtig. Gott kommt uns entgegen. Wir brechen auf in die Zukunft, die er uns bereitet.
EröffnungsversPs 25 (24), 1–3
Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren!
Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.
Tagesgebet
Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht;
du schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit
Christus entgegengehen
und uns durch Taten der Liebe
auf seine Ankunft vorbereiten,
damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Zur 1. Lesung Mit „Zion“ und „Jerusalem“ meint der Prophet nicht den politischen Mittelpunkt des Reiches Juda, sondern die Stadt Gottes, den Tempelberg als den Ort seiner besonderen Gegenwart. Dort hat Jesaja „den König, den Herrn der Heere“, gesehen (Jes 6). Der heilige, unnahbare Gott ist für sein Volk auch der nahe und rettende Gott. Er zeigt den Weg und hilft in der Not.
Erste LesungJes 2, 1–5
Der HERR führt alle Völker zusammen in den ewigen Frieden des Reiches Gottes
Lesung
aus dem Buch Jesája.
1Das Wort, das Jesája, der Sohn des Amoz,
über Juda und Jerusalem geschaut hat.
2Am Ende der Tage wird es geschehen:
Der Berg des Hauses des Herrn
steht fest gegründet als höchster der Berge;
er überragt alle Hügel.
Zu ihm strömen alle Nationen.
3Viele Völker gehen und sagen:
Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn
und zum Haus des Gottes Jakobs.
Er unterweise uns in seinen Wegen,
auf seinen Pfaden wollen wir gehen.
Denn vom Zion zieht Weisung aus
und das Wort des Herrn von Jerusalem.
4Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen
und viele Völker zurechtweisen.
Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden
und ihre Lanzen zu Winzermessern.
Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation,
und sie erlernen nicht mehr den Krieg.
5Haus Jakob, auf,
wir wollen gehen im Licht des Herrn.
(Der Gottesname, der im Hebräischen mit den vier Buchstaben JHWH wiedergegeben wird, wurde schon in biblischer Zeit aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen. Die jüdische Tradition liest stattdessen „Adonaj“, „(mein) Herr“. So wird der Gottesname in der revidierten Einheitsübersetzung mit der Schreibweise „der HERR“ wiedergegeben.)
AntwortpsalmPs 122 (121), 1–3.4–5.6–7.8–9 (Kv: 1b)
(Die Zählung in den Klammern bezieht sich bei den Antwortpsalmen auf die Vulgata.)
Kv Zum Haus des Herrn wollen wir gehen. – KvGL 633,5
(Anstelle des abgedruckten Kehrverses kann ein entsprechender Kehrvers aus dem „Gotteslob“, auf den jeweils in dieser Form verwiesen wird, gesungen werden. Weitere Kehrvers-Vorschläge bietet das SCHOTT Kantorale.)
1Ich freute mich, als man mir sagte: *
„Zum Haus des Herrn wollen wir gehen.“
2Schon stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem: /
3Jerusalem, als Stadt erbaut, *
die fest in sich gefügt ist. – (Kv)
4Dorthin zogen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, /
wie es Gebot ist für Israel, *
den Namen des Herrn zu preisen.
5Denn dort standen Throne für das Gericht, *
die Throne des Hauses David. – (Kv)
6Erbittet Frieden für Jerusalem! *
Geborgen seien, die dich lieben.
7Friede sei in deinen Mauern, *
Geborgenheit in deinen Häusern! – (Kv)
8Wegen meiner Brüder und meiner Freunde *
will ich sagen: In dir sei Friede.
9Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, *
will ich dir Glück erflehen. – Kv
Zur 2. Lesung Christus ist das Licht, das für alle Menschen leuchtet. Noch sehen und spüren wir die Macht der Finsternis und des Bösen. Aber jetzt schon soll die Gemeinde Christi „wie am Tag“ leben: auf den großen Tag der Begegnung und der ewigen Klarheit hin.
Zweite LesungRöm 13, 11–14a
Jetzt ist das Heil uns näher
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
11Das tut im Wissen um die gegenwärtige Zeit:
Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf.
Denn jetzt ist das Heil uns näher
als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
12Die Nacht ist vorgerückt,
der Tag ist nahe.
Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis
und anlegen die Waffen des Lichts!
13Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag,
ohne maßloses Essen und Trinken,
ohne Unzucht und Ausschweifung,
ohne Streit und Eifersucht!
14aVielmehr zieht den Herrn Jesus Christus an.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Ps 85 (84), 8
Halleluja. Halleluja.
Lass uns schauen, o Herr, deine Huld
und schenke uns dein Heil.
Halleluja.
Zum Evangelium Der Menschensohn wird kommen, um die Geschichte zu richten und zu vollenden. Er kommt unerwartet; niemand kennt den Tag und die Stunde. Das wird illustriert durch die Erinnerung an die Tage Noachs und durch das Wort von den zwei Männern auf dem Feld und den zwei Frauen an der Handmühle. – Auch für jeden Einzelnen kommt die Stunde der entscheidenden Begegnung mit dem Herrn. Wachsein heißt in dieser Situation nicht, in ständiger Hochspannung zu leben, sondern geduldig und treu den Willen Gottes zu tun und jetzt schon Christus zu begegnen: im Mitmenschen, vor allem im Notleidenden.
EvangeliumMt 24, 37–44
Seid wachsam und haltet euch bereit!
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
37Wie es in den Tagen des Noach war,
so wird die Ankunft des Menschensohnes sein.
38Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut
aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen,
bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging,
39und nichts ahnten,
bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte,
so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.
40Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten,
einer mitgenommen und einer zurückgelassen.
41Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen,
wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.
42Seid also wachsam!
Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43Bedenkt dies:
Wenn der Herr des Hauses wüsste,
in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt,
würde er wach bleiben
und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
44Darum haltet auch ihr euch bereit!
Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde,
in der ihr es nicht erwartet.
Oder:
EvangeliumMt 24, 29–44
Man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. – Seid wachsam und haltet euch bereit!
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
29Sofort nach den Tagen der großen Drangsal
wird die Sonne verfinstert werden
und der Mond wird nicht mehr scheinen;
die Sterne werden vom Himmel fallen
und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
30Danach wird das Zeichen des Menschensohnes
am Himmel erscheinen;
dann werden alle Völker der Erde wehklagen
und man wird den Menschensohn
auf den Wolken des Himmels kommen sehen,
mit großer Kraft und Herrlichkeit.
31Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden
und sie werden die von ihm Auserwählten
aus allen vier Windrichtungen zusammenführen,
von einem Ende des Himmels bis zum andern.
32Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben,
erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
33So erkennt auch ihr,
wenn ihr das alles seht,
dass das Ende der Welt nahe ist.
34Amen, ich sage euch:
Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht.
35Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nicht vergehen.
36Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand,
auch nicht die Engel im Himmel,
nicht einmal der Sohn,
sondern nur der Vater.
37Denn wie es in den Tagen des Noach war,
so wird die Ankunft des Menschensohnes sein.
38Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut
aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen,
bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging,
39und nichts ahnten,
bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte,
so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.
40Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten,
einer mitgenommen und einer zurückgelassen.
41Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen,
wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.
42Seid also wachsam!
Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43Bedenkt dies:
Wenn der Herr des Hauses wüsste,
in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt,
würde er wach bleiben
und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
44Darum haltet auch ihr euch bereit!
Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde,
in der ihr es nicht erwartet.
Glaubensbekenntnis, S. 378 ff.
Fürbitten vgl. S. 798 ff.
Zur Eucharistiefeier Adventlich leben heißt: wach sein, bereit sein, die Zeichen der Zeit erkennen. Jeder Augenblick, jede Situation des Alltags, jede Begegnung mit anderen kann zur „Stunde des Menschensohns“ werden.
Gabengebet
Allmächtiger Gott, alles, was wir haben, kommt von dir.
Nimm die Gaben an, die wir darbringen.
Mache sie für uns in diesem Leben
zum Sakrament der Erlösung
und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Adventspräfation, S. 419 f.
KommunionversPs 85 (84), 13
Der Herr wird seinen Segen spenden,
und unsere Erde bringt ihre Frucht hervor.
Schlussgebet
Herr, unser Gott, du hast uns an deinem Tisch
mit neuer Kraft gestärkt.
Zeige uns den rechten Weg
durch diese vergängliche Welt
und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche,
damit wir in allem dein Reich suchen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Schon leuchtet der Tag – er ist für uns angebrochen, als wir getauft wurden. Wir leben im Morgenlicht der Wahrheit. Wir wissen, dass Gott Gott ist und nicht der Weltgeist; dass er der Gott ist, der in Christus Jesus uns aus Erbarmen angenommen hat. In diesem Licht kann uns sein „Tag“ nicht mehr überraschen. In diesem Licht bereiten wir uns ja im Glauben und in der Liebe für ihn vor. (Heinrich Schlier)
Viele Völker gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn vom Zion zieht Weisung aus und das Wort des HERRN von Jerusalem. (Jes 2, 3)