DONNERSTAG DER 23. WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott,
du willst, dass wir alle Menschen lieben
und auch denen Liebe erweisen,
die uns Böses tun.
Hilf uns,
das Gebot des Neuen Bundes so zu erfüllen,
dass wir Böses mit Gutem vergelten
und einer des anderen Last trägt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 1087)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Als Getaufte sollen die Christen wissen, dass Gott sie liebt, dass er auf sie geschaut und sie „auserwählt“ hat. Nun sind sie „Heilige“; sie stehen auf der Seite Gottes gegen Götzen, Dämonen und Laster (V. 5.8). Ihr seid von Gott geliebt - liebt einander; Gott hat euch vergeben - vergebt auch ihr einander (V. 12-14): das nennt Paulus dankbar sein (V. 15). Danksagung (eucharistia) ist die liturgische Feier der Christen: Auf die Gegenwart Christi in Wort und Sakrament antwortet Gottes Geist (Röm 8,15.26) in uns mit Psalmen, Hymnen und Liedern (V. 16). Gottesdienst kann nur in der Freude gefeiert werden. Danksagung ist aber auch das tägliche Leben des Christen: „Alles, was ihr in Worten und Werken tut“ (V. 17). Hier geht es nicht um Einzelvorschriften und Einzelleistungen, sondern darum, dass „im Namen Jesu“ unser ganzes Sein und Tun und Erleiden als Dank zu Gott dem Vater gelangt. - Zu Vers 12a: Jes 4,3; Dtn 7,6. - Eph 4,1-2.32; 1 Thess 5,15; Mt 6,14; 18,21-35; 2 Kor 2,7; Röm 13,8-10; 1 Kor 13; Phil 4,7; Eph 2,16; 4,3-4; 5,19-20.
ERSTE Lesung |
Kol 3, 12-17 |
Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser
Brüder!
12Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!
13Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
14Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.
15In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!
16Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.
17Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!
Antwortpsalm |
Ps 150, 1-2.3-4.5-6 (R: 6) |
R Alles, was atmet, lobe den Herrn! - R |
(GL neu 80, 1) |
(Oder: Halleluja.) |
1 Lobet Gott in seinem Heiligtum |
VII. Ton |
lobt ihn in seiner mächtigen Feste!
2 Lobt ihn für seine großen Taten,
lobt ihn in seiner gewaltigen Größe! - (R)
3 Lobt ihn mit dem Schall der Hörner,
lobt ihn mit Harfe und Zither!
4 Lobt ihn mit Pauken und Tanz,
lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel! - (R)
5 Lobt ihn mit hellen Zimbeln,
lobt ihn mit klingenden Zimbeln!
6 Alles was atmet,
lobe den Herrn! - R
Jahr II
Zur Lesung Darf man Fleisch essen, das den Götzen geopfert wurde (und auf dem Markt zu haben ist?) Das war nicht nur in Korinth für die Christen eine schwierige Frage (vgl. Röm 14-15). Für Paulus ist sie wichtig genug, dass er sie in den Kapiteln 8-10 ausführlich beantwortet. - Es gibt keine Götzen; Fleisch, das ihnen geopfert wurde, ist also gewöhnliches Fleisch, und da ist kein Problem. So argumentieren einige in Korinth; sie haben die Erkenntnis, sie wissen, was es mit den Götzen auf sich hat. Und sie sagen: Wir alle haben Erkenntnis - als ob es die Schwachen nicht gäbe. Für diese und auch für Paulus ist die Sache nicht so einfach. Es gibt nur einen Gott, und es gibt nur den einen „Herrn“: Jesus Christus. Aber ist damit alles gesagt? So „sachlich“ von Gott und den Götzen zu reden ist im Grunde unsachlich. Es gibt immerhin „so genannte“ Götter und Herren, im Himmel und auf der Erde (vgl. 10,20); es gibt Menschen, die an sie glauben und sich vor ihnen fürchten. Es gibt auch Christen - Brüder, „für die Christus gestorben ist“ (V. 11) -, die nicht die Erkenntnis und die Freiheit der „Starken“ haben. Paulus will den Weisen und Starken in Korinth ihre Freiheit nicht nehmen; aber mit einer reiferen Erkenntnis sollen sie auch die größere Freiheit lernen: die Liebe, die allein die Gemeinde auferbaut. - Apg 15,29; Röm 15,2; Gal 4,8; Dtn 6,4; Ex 20,2-3; Eph 4,5-6; Joh 1,3; Kol 1,16-17; Hebr 1,2; Röm 14,15. - Zu 8,13: Röm 14,13.20-21.
ERSTE Lesung |
1 Kor 8, 1b-7.11-13 |
Wenn ihr das schwache Gewissen eurer Brüder verletzt, versündigt ihr euch gegen Christus
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
1bDie Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe dagegen baut auf.
2Wenn einer meint, er sei zur Erkenntnis gelangt, hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss.
3Wer aber Gott liebt, der ist von ihm erkannt.
4Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keine Götzen gibt in der Welt und keinen Gott außer dem einen.
5Und selbst wenn es im Himmel oder auf der Erde so genannte Götter gibt - und solche Götter und Herren gibt es viele -,
6so haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles, und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles, und wir sind durch ihn.
7Aber nicht alle haben die Erkenntnis. Einige, die von ihren Götzen nicht loskommen, essen das Fleisch noch als Götzenopferfleisch, und so wird ihr schwaches Gewissen befleckt.
11Der Schwache geht an deiner «Erkenntnis» zugrunde, er, dein Bruder, für den Christus gestorben ist.
12Wenn ihr euch auf diese Weise gegen eure Brüder versündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, versündigt ihr euch gegen Christus.
13Wenn darum eine Speise meinem Bruder zum Anstoß wird, will ich überhaupt kein Fleisch mehr essen, um meinem Bruder keinen Anstoß zu geben.
Antwortpsalm |
Ps 139 (138), 1-3.13-14.23-24 (R: vgl. 24b) |
R Leite mich, o Herr, auf dem bewährten Weg! - R |
(GL neu 629, 3) |
1 Herr, du hast mich erforscht, und du kennst mich. |
VI. Ton |
2 Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir.
Von fern erkennst du meine Gedanken.
3 Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt;
du bist vertraut mit all meinen Wegen. - (R)
13 Denn du hast mein Inneres geschaffen,
mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
14 Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.
Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke. - (R)
23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz,
prüfe mich, und erkenne mein Denken!
24 Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt,
und leite mich auf dem altbewährten Weg! - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: 1 Joh 4, 12b |
Halleluja. Halleluja.
Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns,
und seine Liebe ist in uns vollendet.
Halleluja.
Zum Evangelium Von der Feindesliebe und vom Richten ist in diesem Teil der Feldpredigt die Rede (V. 27-36 und V. 37-38). Jesus redet nicht mehr nur den Jüngerkreis an, sondern alle, die ihm zuhören (V. 27) - damals und immer. Mit der Forderung der Feindesliebe hat Jesus das Gebot des Alten Testaments verdeutlicht und den Zusatz der Schriftgelehrten zurückgewiesen: „Und du sollst deinen Feind hassen“ (Mt 5,43). Ursprung und Vorbild der Feindesliebe ist Gott selbst (vgl. Röm 5,10). Die praktizierte Feindesliebe äußert sich dem Hass gegenüber als gute Tat (V. 27), den Fluchworten gegenüber als Segen (V. 28), der erlittenen Misshandlung gegenüber als Fürbitte. Nicht Einzelrezepte will Jesus hier geben, sondern Grundregeln, neue Möglichkeiten menschlichen Verhaltens; sie werden zusammengefasst in der „Goldenen Regel“: Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen (V. 31). - Vers 36 „Seid barmherzig ...“ leitet zu den Versen 37-38 über: Nicht richten, nicht verurteilen; vergeben und geben. - Zu 6,27-36: Mt 5,39-48; Röm 12,19-21; 1 Thess 5,15; 1 Petr 3,9. - Zu 6,37-38: Mt 7,1-5; Jak 2,13; Mk 4,24.
Evangelium |
Lk 6, 27-38 |
Seid barmherzig, wie es euer Vater ist
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
27Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.
28Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln.
29Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.
30Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück.
31Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.
32Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden.
33Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder.
34Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen.
35Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wenn ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
36Seid barmherzig, wie es euch euer Vater ist!
37Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.
38Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
FÜRBITTEN
Mit unseren Bitten wenden wir uns an Jesus Christus, der seinen Feinden vergeben hat:
Ermutige alle Gläubigen, die grenzenlose Liebe Gottes nachzuahmen.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Führe die Völker auf den Weg deiner Gebote.
Lindere das Leid der Kranken, und wende die Not der Armen.
Mach uns barmherzig, damit wir Barmherzigkeit erlangen.
Gütiger Gott, erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Einer Zeit, die wie unsere vom Pessimismus und von resignierendem Lebensüberdruss vergiftet ist, tut es not, von der tiefen und unvergänglichen Freude zu hören, die den Christen erfüllen darf und erfüllen muss. Denn nachdem in der Menschwerdung und im Kreuzestod Jesu Christi die Liebe Gottes zu uns ‚kenntlich‘ geworden ist (1 Joh 3,16), hat niemand von uns mehr das Recht, sich für ungeliebt zu halten. Wer sich aber geliebt weiß von Gott, wie kann der sein Leben anders als in dankbarer Freude vor ihm verbringen?“ (H. J. Spital).
„In Fellinis Film ‚La Strada‘ rät der Clown dem Mädchen Gelsomina, sie solle bei dem unliebsamen Zampano bleiben. ‚Wenn du ihn nicht liebst und nicht bei ihm bleibst, wer soll es dann tun?‘ Das ist ein Gleichnis für unsere Berufung in Gottes revolutionärer Welt. Wir sind berufen, diese Welt zu lieben und bei ihr zu bleiben, die Verantwortung für ihren Wiederaufbau und ihre Erneuerung auf unsere Schultern zu nehmen. Das ist der Auftrag, den Gott uns gegeben hat, und er wird uns die Kraft geben, ihn auszuführen“ (Harvey Cox).